Die letzten Wochen meiner Zeit in Norwich sind angebrochen und so langsam neigt sich mein Praktikum an der Norwich School schon dem Ende zu. Ich muss sagen, dass ich das mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte, um diese schöne Metapher mal zu benutzen. Ich freue mich schon sehr darauf, meine Familie und meine Freunde wiederzusehen und mit meinem Fahrrad über die Promenade zu fahren, aber werde die Schule und die Leute, die ich hier kennengelernt habe, sehr vermissen.
Mit der zweiten Hälfte des Praktikums ist meine Arbeit an der Schule noch einmal etwas interessanter geworden, weil ich jetzt auch selbst unterrichte, von Grundschule bis Oberstufe. Meistens bin ich an der Senior School (Alter 11 bis 18), aber einmal in der Woche bin ich für drei Stunden in der Lower School (Alter 4-11), was mir immer am besten gefällt, da ich Lehramt für die Grundschule studiere. In diesem Beitrag möchte ich einen meiner Arbeitstage an der Norwich School vorstellen. Die sind alle recht unterschiedlich, weshalb ich vom Freitag erzählen werde. Da ist immer am meisten los.
Der Tag beginnt mit der Schulversammlung in der Kathedrale. Dort werden Lieder gesungen, wichtige Informationen der Schülerschaft mitgeteilt und der Pastor hält eine Art kurze Predigt. Diese Versammlung ist etwas ganz Besonderes, was ich vorher noch nie an einer Schule erlebt habe. Jeden Morgen strömen die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer in die Kathedrale. Die Lehrerinnen und Lehrer tragen dabei lange Umhänge, bei denen man einfach an Harry Potter denken muss. Es ist immer eine eindrucksvolle Atmosphäre und ein schöner Start in den Schultag.
In der ersten Stunde mache ich eine Einzelstunde mit einer zwölfjährigen Schülerin, die Deutsch als Muttersprache hat und deshalb von ihrer Klasse getrennt unterrichtet wird. Ich bereite sie auf eine Prüfung vor, die eigentlich erst drei Jahre später angesetzt ist. Danach hospitiere ich in einer 11. Klasse (15/16 Jahre) und helfe der Lehrerin, die Schülerinnen und Schüler auf ebendiese Prüfung vorzubereiten. Dann sind erst einmal 25 Minuten Pause und wir gehen in den Common Room, wo es immer Toast, Kekse, Kaffee und natürlich Tee gibt. In der dritten und vierten Stunde gehe ich mit einem anderen Deutschlehrer in eine 10. Klasse (14/15 Jahre). In der Stunde schaue ich meistens zu, helfe aber auch dem Lehrer. Zum Beispiel habe ich ihnen vom deutschen Schulsystem erzählt, als das ihr Thema war. Die Schüler sind immer sehr interessiert daran, was ich zu den Themen zu berichten habe, weshalb ich immer gerne in dieser Klasse bin.
Nach der vierten Stunde gehen wir in die Mensa zum Mittagessen. Das Essen finde ich meistens sehr lecker und es gibt auch eine gute Auswahl. Vor allem Baked Potatoes mit Baked Beans esse ich immer gerne! Das werde ich zu Hause auf jeden Fall nachkochen 🙂 .
Da ich die fünfte Stunde frei habe, habe ich über eine Stunde Zeit für das Mittagessen, bevor es dann zum Department Meeting geht. Da treffen sich alle Deutschlehrer, die deutsche Fremdsprachenassistentin und ich. Wir besprechen einmal in der Woche für eine halbe Stunde alles, was im Fachbereich Deutsch gerade ansteht. Das können anstehende Tests, Pläne für den Tag der offenen Tür, bestimmte Schülerinnen und Schüler oder Ähnliches sein.
Nach dem Department Meeting gehe ich in die 12. Klasse (16/17 Jahre), die ich auch einige Male selbst unterrichten durfte. Ich finde es super, dass ich auch ganz eigenverantwortlich unterrichten darf. Es hat sich für mich aber auf jeden Fall noch einmal bestätigt, dass Grundschullehramt die richtige Entscheidung war, da es mir einfach mehr Spaß macht als Mittel- und Oberstufe. Es ist aber definitiv interessant, auch einmal in die höheren Klassenstufen zu schauen.
In der siebten Stunde mache ich eine weitere Stunde Einzelunterricht, diesmal mit einem dreizehnjährigen Schüler, der ebenfalls als Muttersprachler schon früher die Deutschprüfung ablegen wird. Die achte Stunde ist immer sehr lustig. Da bin ich mit der Fremdsprachenassistentin zusammen in einer elften Klasse, in der nur zwei Schüler sind. Mit zwei Schülern schafft man natürlich sehr viel in vier Unterrichtseinheiten pro Woche, weshalb der Lehrer die Idee hatte, dass wir zwei in einer der Stunden Sprachspiele mit den beiden spielen könnten. Also wiederholen wir mithilfe von verschiedenen Spielen Grammatik und üben das freie Sprechen. Das ist immer eine entspannte letzte Stunde vor dem Wochenende.
Danach heißt es „Hoch die Hände! Wochenende!“ Nach einer anstrengenden Woche freue ich mich natürlich immer darauf. Nun sind es nur noch ein paar Wochen, die ich auf jeden Fall genießen werde. Dann geht es auch bald schon wieder Richtung Heimat. Ich freue mich schon auf meine Familie, meine Freunde und mein schönes Münster.
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