Scotland – Hier regnet es nicht, es gibt nur „liquid sunshine“

Die Berge sind in Sicht
Die Berge sind in Sicht

Ein großes HIYA an Deutschland und an den Rest der Welt,

ich möchte euch aus Falkirk begrüßen – ja, selbst wenn man Leute fragt, die bereits in Schottland waren, so sagt einem dieser Ort nichts. Falkirk ist eine Industriestadt mit ca. 32.000 Einwohnern.  Die Lage ist aber sehr gut, denn es liegt genau in der Mitte zwischen Edinburgh und Glasgow. Beide Städte sind mit dem Zug in ca. 40 Minuten zu erreichen.

Man ist hier noch nicht im Highland-Gebiet, allerdings kann man sie aus meinem Wohnzimmer sehen, genau wie jeden Morgen, wenn ich zur Schule radel  – womit ich hier der absolute Außenseiter bin, da die Schotten (nach eigenen Angaben) viel zu faul zum Fahrrad fahren sind und niemals auf die Idee kommen würden, es nicht als Spaßmittel, sondern als Transportmittel zu benutzen. Es gibt hier auch keine Radwege, sodass ich auf dem Bürgersteig fahren muss, auf der Straße wäre es viel zu gefährlich. Als Fahrradfahrer hat man hier definitiv keine Rechte und wenn ein Auto aus einer Einfahrt / Ausfahrt kommt und abbiegen will, man selbst aber mit dem Fahrrad geradeaus möchte, muss man trotzdem anhalten und dem Autofahrer Vorfahrt gewähren, sonst fahren sie einen an.

Warum ich hier bin? Ich absolviere ein ganzes „Term“ an einer schottischen High School. Das sogenannte Term geht hier 3 Monate. Ich bin als „Assistant teacher“ für Deutsch an dieser Schule. Die Schule an sich ist die drittgrößte Schule in Schottland mit rund 1.600 Schüler/innen. Dieses Praktikum absolviere ich während meines Englischstudiums, da ich Lehramt für Gymnasien studiere. Warum ich dann German assistant bin? Ich glaube es würde keinen Sinn machen (und davon abgesehen würde ich es mich auch nicht trauen) pubertierenden Teenagern Englisch beizubringen.

Bevor ich nach Schottland gekommen bin, hatte ich am meisten vor dem schottischen Akzent Angst. Am Flughafen wurde ich von dem „Head of Language Department“ (der gerade einmal 29 ist) abgeholt und ich habe ihn super verstanden. Wir sind dann aber in einen Pub gefahren und haben meinen jetzigen Mitbewohner getroffen. Die ersten Wörter habe ich noch gut verstanden, aber dann hat er sein Schottisch ausgepackt und ich habe gehofft, dass er mir bloß keine Fragen stellt, haha. Aber das wurde nach einigen Tagen durchaus besser und mittlerweile finde ich sogar, dass die Schotten sehr klar sprechen.

Manchmal kann ich bloß durchaus wee (schottisch= kleine) Probleme haben, die Schüler zu verstehen. Die High School ist ja eine Gesamtschule und je nach gesellschaftlichem Status, sprechen die Schüler auch unterschiedlich. Kinder aus einem benachteiligten gesellschaftlichen Hintergrund versteht man in der Regel auch sehr schlecht.

Der Unterricht beginnt um viertel vor 9 und endet um viertel nach 3. Meist bin ich länger in der Schule, um den Unterricht vorzubereiten. Ich unterrichte manchmal alleine, habe aber auch viele kleine Gruppen, mit denen ich „speaking practice“ mache. Außerdem bin ich an verschiedenen Grundschulen, wo die Schüler noch gar kein Deutsch können und versuche ihnen die Sprache schmackhaft zu machen. Es ist teilweise sehr niedlich, was die Grundschüler für Fragen stellen, z.B. zu welchem Land Deutschland gehört. Wenn ich sie frage, was sie über Deutschland wissen, kommt meist als Antwort „Würstchen, Bier, Hitler, BMW und Bayern München“. Ich habe mit ihnen auch ein Quiz über Deutschland gemacht und sie denken (ich habe aber auch nicht erwartet, dass sie die richtige Antwort wissen), dass Michael Schumacher oder Heidi Klum Bundeskanzler/in ist :-). Die Grundschüler sind aber sehr süß und wissbegierig.

Ansonsten hatte ich an der Schule einen kleinen „Schock“ erfahren. Weit und breit gibt es keine Tafeln mehr, sondern nur noch Smartboards. Ab und zu wird auch mit IPads gearbeitet, was mich wirklich erstaunt hat. Dementsprechend wird auch kaum noch mit Schulbüchern gearbeitet, sondern der Lehrer bereitet das Material auf und es wird interaktiv durch das Smartboard gelernt. Generell ist die Schule in einer sehr guten Kondition (es werden Stifte und Hefte gestellt), sodass ich wirklich den Eindruck bekommen habe, der Staat investiert sehr viel Geld in das Bildungssystem. Selbst in den Grundschulen gab es übrigens keine Tafeln mehr. Nach meinen ersten Eindrücken kann ich auch sagen, dass Lernen hauptsächlich durch Auswendiglernen erfolgt. Die Schüler/innen wissen quasi was in der Prüfung abgefragt wird und lernen komplette Sätze und Essays auswendig (sowohl für schriftliche als auch für mündliche Prüfungen). Das finde ich relativ erschreckend und auch andere Kollegen haben mir bestätigt, dass dies durchaus verbessert werden müsste.

An der Schule haben wir blaue Schuluniformen. Das Tragen der Schuluniformen wird allerdings nicht allzu streng gehandhabt. Die Schüler müssen ein weißes Hemd/Bluse, den blauen Schlipps und den blauen Blazer tragen. Die Röcke können dabei anscheinend so kurz sein wie nur möglich. Ich bin immer wieder überrascht, dass so kurze Röcke in der Schule geduldet werden. Ansonsten nehmen die Schüler/innen die Uniform auch nicht so ernst. Es gibt durchaus nicht wenige, die zwar das Hemd anziehen, aber darüber irgendeinen Pullover mit Aufdrucken oder andere Sachen. Einheitlich aussehen ist doch etwas anderes….

Ich werde morgen hier noch ein paar Fotos hinzufügen und mein nächster Beitrag wird über die schottische Mentalität sein.

Bis dahin Cheerio!

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