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6 Monate in Südengland, Teil 3: Halbzeit

Nun bin ich schon seit drei Monaten in Southampton, Südengland und es ist an der Zeit für einen kleinen Zwischenbericht: Mein Praktikum am Deutschen Institut der University of Southampton wird stetig interessanter, aber auch arbeitsintensiver.

Vor drei Wochen sind wir nach London gefahren, um die Website, an der ich arbeite, im Rahmen eines Launch vor der deutschen Botschaft und dreihundert Besuchern aus allen möglichen Bereichen wie Wirtschaft, Bildung und Kultur vorzustellen. Der Launch wurde von der Think German Initiative ausgerichtet, einem Netzwerk von Universitäten im englischen Raum, bzw. deren deutschen Instituten. Das war schon eine ziemlich aufregende Sache, zumal wir in einer kurzen Rede unsere Website neuer erläutern sollten und diese Rede wurde von meinem Chef und mir zusammen gehalten. Der Launch fand in den Räumen des International Office  in London statt, welches sich quasi im Regierungsviertel Londons befindet und in einem alten Gebäude mit riesigen, prunkvollen Hallen und pompösen Treppenaufgängen mit roten Teppichen und goldenem Stuck an den Wänden untergebracht ist. Wenn einem da im Hinblick auf die eigene Rede nicht die Knie schlottern weiß ich auch nicht!

Neben dem deutschen Botschafter war auch Neil MacGregor zu Gast, Direktor des British Museums und Autor des Buches “Germany – Memory of a Nation”. Er hielt die Eingangsrede und ich war selten so beeindruckt wie von der Art und Weise, wie er erklärte, warum Deutschland und England noch immer verwandt sind und warum man definitiv Deutsch lernen sollte.

Wieder zurück in Southampton bin ich seither dabei, die Website immer weiter auszubauen. Mittlerweile gibt es einen Facebook- und Twitter-Account und die Seite an sich wächst ebenfalls. Sie soll zu Beginn des nächsten Jahres öffentlich gemacht werden.

Davon abgesehen habe ich mich wirklich gut eingelebt. Neben meinem Job an der Uni arbeite ich in einem deutschen Restaurant hier in Southampton, um mir etwas dazuzuverdienen – denn, wie ihr vermutlich alle schon gelesen habt, ist England wirklich teuer. Wer in England einen Nebenjob haben möchte, benötigt die NINo, die National Insurance Number. Dazu muss man zunächst eine Service Hotline anrufen, einige Fragen zu sich selbst beantworten, und dann zu einem Termin mit dem Arbeitsamt kommen, wo man noch mehr Fragen zu sich selbst beantworten muss. Der ganze Vorgang kann einen schon leicht nervös machen. Nach diesem Gespräch dauert es nochmal weitere 6 Wochen, bis man endlich seine NINo hat- allerdings bekommt man für die Übergangszeit eine Referenznummer, die zumindest für den Beginn eines Jobs vollkommen ausreicht.

Auch die Arbeit in dem Restaurant hat mich bisher weitergebracht – Das Klientel ist überwiegend britisch und neugierig auf die deutsche Kultur, so kann man schon mal die ein oder andere Unterhaltung mit Kunden über (Essens-)Kultur führen. Dadurch, dass man jedes Mal mit einer Vielzahl an Menschen in Kontakt kommt, hat sich mein Englisch nochmal verbessert, spontane Reaktionen fallen mir nicht mehr schwer und auch mein Vokabular hat sich erweitert.

Neben dem Praktikum noch zu arbeiten ist allerdings auch anstrengend und kostet Zeit. Part-time heißt hier nicht unbedingt nur ein paar Stunden pro Woche und kann einen schon mal das Wochenende kosten. Andererseits ist es aber auch eine lohnende Erfahrung und wenn das Team nett ist, kann man einen wirklich gute Zeit auch während der Arbeit verbringen!

Dass Weihnachten immer näher kommt, wird einem immer deutlicher bewusst. Es gibt hier sogar einen deutschen Weihnachtsmarkt, der gar nicht mal schlecht ist, wenn auch horrend teuer. In allen Geschäften wird nur noch Weihnachtsmusik gespielt und es rieselt Kunstschnee; dazu tanzen wild blinkende Weihnachtsmänner auf kleinen Spiegeln, die Eis darstellen sollen. Und unglaublicher Weise finde ich mehr und mehr gefallen an diesem Kitsch- es stimmt mich “Christamassy”!

In zwei Wochen geht es für mich schon nach Hause, um die Weihnachtszeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Obwohl die ersten drei Monate meines Praktikums hier wirklich schnell vergangen sind, merke ich, dass es doch eine lange Zeit war, und freue mich schon sehr, ein wenig Zeit zuhause zu verbringen.

Viele meiner Freunde sind ab Mitte Dezember schon wieder endgültig zurück in Deutschland und ich habe einige Male überlegt, ob ein dreimonatiges Praktikum für mich vielleicht doch die bessere Lösung gewesen werde. Mittlerweile weiß ich: Nein, wäre es nicht. Ich habe mich gerade gut hier eingelebt und fange an, mich wohl zu fühlen. Ich bin noch nicht fertig mit England, könnte man sagen. Meine Arbeit hier ist noch nicht getan und wäre in drei Monaten auch nicht zu schaffen gewesen und auch, wenn ich meine Familie und Freunde sehr vermisse, möchte ich noch nicht wirklich gehen.

Vor zwei Wochen wurde mir eine Verlängerung meines Praktikums um ein weiteres Semester angeboten. Nach langem Überlegen musste ich dieses ablehnen, da ich meine Bachelorarbeit schreiben möchte und muss. Nach einigen Überlegungen wurde mir dann angeboten, für einige Zeit nach meinem Bachelor als DaF (Deutsch als Fremdsprachen)- Lehrerin tätig zu sein, was ich tatsächlich in Erwägung ziehe. Das wird sich aber erst nächstes Jahr entscheiden.

Mein Zwischenfazit ist also: Bisher bin ich froh, hier zu sein. Das Praktikum bietet Abwechslung und hilft mir, wie ich glaube, bei meiner weiteren Wahl des Berufsweges. Eine halbes Jahr ist eine wirklich gute Zeit, es ist lang, aber vergeht dennoch wie im Flug. Und obwohl ich es nicht gedacht hätte, könnte ich mir durchaus vorstellen, länger zu bleiben oder wiederzukommen.

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Neil MacGregor beim Launch der German Embassy in London

 

 

German Christmas Market in Southampton
German Christmas Market in Southampton
Southampton Docks
Southampton Docks
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Fish and Chips
Southampton Docks
Southampton Docks
Anna Louisa

Hallo, ich bin Anna Louisa, 22 Jahre jung und Studentin für Germanistik/Anglistik an der Uni Münster. Von September 2015 bis März 2016 mache ich ein Auslandspraktikum am deutschen Institut der University Of Southampton, Südengland.

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