Mein Praktikum war wohl die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Aber erstmal langsam von Anfang an.
Die letzten fünf Monate habe ich in Cambridge, England verbracht. Als Praktikantin der Cambridge Image Analysis Gruppe, kurz CIA, am Department for Applied Mathematics and Theoretical Physics durfte ich an einem Projekt in der medizinischen Bildgebung arbeiten.
Aus Deutschland kommend, taucht man in Cambridge in eine ganz andere Stadt ein. Wenn in der Dämmerung Studenten in schwarzen Roben durch die kleinen Gassen eilen, bekommt man den Eindruck, plötzlich in einem Harry Potter-Film gelandet zu sein. Die pompösen Gebäude der Colleges erweitern nur diese Wirkung.
Zu der Universität gehören 31 Colleges. Jeder Student gehört einem College an, welches für die Unterkunft und z. T. auch die Finanzierung zuständig ist und einer Kombination aus Studentenwerk und Studentenverbindung ähnelt. Neben den regelmäßigen formellen Dinners gibt es im Juni die sogenannten Mai-Bälle der Colleges, die extrem groß zelebriert werden. Wer die Chance hat, zu einer der beiden Veranstaltungen zu gehen, sollte sich das nicht entgehen lassen!
Eine der Hauptattraktionen ist das Stechkahnfahren entlang der von Colleges gesäumten Cam. Im Sommer sollte man dazu aber eher die Abendstunden wählen, um das Touristenchaos zu meiden. Mit ein bisschen Zeit, kann man bis zu dem kleinen Vorort Grantchester fahren und im Apfelgarten die typischen Scones mit Tee genießen.
Lässt man die Massen an Touristen unbeachtet, ist Cambridge eigentlich ein kleines ruhiges Städtchen. Es lohnt sich bei gutem Wetter gemütlich an der Cam zu spazieren und im Sommer den “May Bumps” zuzugucken. Ein Ruderbootrennen, bei dem sich die Boote gegenseitig anstoßen. Den Sinn habe ich bis heute nicht ganz verstanden, aber es ist lustig zu beobachten und ein viel besuchtes Ereignis.
Kehrt man von der schönen Kulisse und den perfekt für Touristen angelegten Attraktionen zurück ins Alltagsleben, hat Cambridge noch so einiges zu bieten. Neben vielen Grünflächen ist Cambridge auch eine Fahrradstadt! Perfekt für alle Münsteraner, die man in Cambridge übrigens häufiger trifft.
Im Umkreis von Cambridge gibt es viele kleine schönes Ausflugsziele. Ein großes Plus ist, dass Fahrräder im Zug umsonst mitgenommen werden dürfen. Damit steht den Fahrradtouren am Wochenende nichts im Wege. Leider sind nicht alle Strecken sicher für Fahrradfahrer und man sollte sich vorher gut informieren. Ich kann aber die Gegend von Canterbury empfehlen.
Meine Zeit in Cambridge bestand nicht nur aus Wochenenden und Erkundungen der Umgebung, sondern auch Arbeit 🙂
Im Centre for Mathematical Sciences (CMS) als Arbeitsplatz, habe ich mir mit ein bis drei weiteren Besuchern aus verschiedensten Ländern ein Büro geteilt. Generell ist das CMS sehr international besetzt. In meiner Arbeitsgruppe waren neben Deutschen und Österreichern auch Italiener, Chinesen, Norweger, Mexikaner und Engländer. Mein Projekt befasste sich mit super-resolution in photoakustischer Tomographie, also einer Methode zur Verbesserung der Auflösung einer spezifischen medizinischen Bildgebung. Besonders spannend dabei war auch die Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe aus dem Cavendish Laboratory, die einen photoakustischen Tomographen besitzt und zur biologischen Forschung nutzt. Generell ist Cambridge für Forschung ideal, da regelmäßig Besucher aus aller Welt kommen und Vorträge halten und man somit am Puls der Forschung ist.
Nun bin ich seit drei Wochen wieder in Deutschland und bin so langsam auch wieder akklimatisiert. Im Rückblick kann ich sagen, dass das Praktikum die beste Entscheidung war. Neben der wunderschönen Stadt und einer genialen Arbeitsgruppe habe ich auch eine Zukunftsperspektive entwickeln können und bin unglaublich dankbar diese Zeit erlebt haben zu dürfen!
Zum Schluss noch ein paar praktische Tipps für das Leben in Cambridge:
- Wohnungen findet man gut auf spareroom.co.uk oder in der Facebook-Gruppe “Cambridge Accomodation and Flatshare” (www.facebook.com/groups/camaccom). Leider ist Cambridge sehr teuer zum Wohnen und man sollte z. Z. für ein Zimmer schon so £500-600 einplanen.
- Für mehrere Monate lohnt es sich, ein Fahrrad zu kaufen. Das lässt sich gebraucht leicht auf www.gumtree.com finden.
- Fährt man öfters Bahn, ist eine sog. Railcard (www.railcard.co.uk) echt sinnvoll. Für 16-25 jährige kostet das £30 pro Jahr und man erhält 30% Rabatt auf alle Bahnfahrten.
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