Geschichte
Das Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF) wurde 1959 in Münster von Prof. D. Kurt Aland, D.D., D. Litt. (1915-1994) gegründet. Seit den 50er Jahren hatte Aland bereits am Novum Testamentum Graece von Eberhard und Erwin Nestle mitgearbeitet. Im INTF wurde diese Handausgabe dann weiter revidiert und ediert und wurde als "Nestle-Aland" zum Markenzeichen des Instituts.
1966 kam als zweite Handausgabe das für Übersetzer vorgesehene "Greek New Testament" hinzu. Eine neue Textrekonstruktion, bei der den großen Papyrusfunden des 20. Jahrhunderts besondere Bedeutung zukam, erfolgte in der 26. Auflage des Nestle-Aland und in der dritten Auflage des Greek New Testament. Beide Ausgaben sind seitdem textidentisch, bieten aber unterschiedliche Apparate.
Hauptziel des Instituts war jedoch die so genannte "Editio Critica Maior", die die gesamte Überlieferung des Neuen Testaments in griechischen Handschriften, alten Übersetzungen und neutestamentlichen Zitaten in antiker christlicher Literatur zugrundelegt. Voraussetzung für die Realisierung dieser Aufgabe war die Sichtung und Auswertung der gesamten handschriftlichen Überlieferung des griechischen Neuen Testaments.
Unter der Leitung von Kurt Aland erfolgte also zunächst in Vorbereitung auf die Editio Critica Maior die möglichst vollständige Sammlung des Materials (zum Teil auf ausgedehnten Handschriftenreisen) und seine Auswertung in Einzeleditionen und Spezialuntersuchungen.
Einen Freund und Förderer fand Kurt Aland in Bischof Hermann Kunst. Die von ihm 1964 ins Leben gerufene Stiftung, seit 1977 "Hermann Kunst-Stiftung zur Förderung der neutestamentlichen Textforschung", gewährt dem Institut seitdem entscheidende finanzielle Unterstützung.
1979 wurde von Kurt Aland das Bibelmuseum gegründet, das die Arbeit des Instituts auch einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt.
1983 folgte Frau Prof. Lic. Dr. Dr. h.c.Barbara Aland D.D., D. Litt. ihrem Mann in der Institutsleitung. Unter ihrer Ägide wurde die Auswertung des Materials weiter geführt und der Wissenschaft in vielen Veröffentlichungen zugänglich gemacht. 1997 konnte dann die erste Lieferung der Editio Critica Maior mit dem Jakobusbrief erscheinen. Barbara Aland hat das Institut bis 2004 geleitet.
Seit Oktober 2004 leitet Prof. Dr. Holger Strutwolf Institut und Bibelmuseum.
2007 wurde das Projekt der Editio Critica Maior in das Programm der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen. Im folgenden Jahr wurde die Arbeitsstelle "Novum Testamentum Graecum - Editio Critica Maior" an der Universität Münster eingerichtet.