Wesentlich für den gesellschaftlichen Transfer
Impressionen von der Eröffnung
"Unsere Museen sind nicht nur ein kleines Hobby für die Universität, sondern wesentlich für den gesellschaftlichen Transfer". Prorektor Prof. Michael Quante zeigte sich begeistert bei der Ausstellungseröffnung am Freitag, 25. Oktober, von der Schau "Körper.Kult.Religion". Sie sei "beispielhaft für die Bereitstellung von gesellschaftlich-kulturellem Wissen, ohne das wir in unserer Gesellschaft langfristig nicht zurecht kommen". Insbesondere hob er die interkulturelle Multiperspektivität des Projekts hervor, das durch den Exzellenzcluster "Religion und Politik" realisiert worden ist. Vertreter*innen aus rund 15 Fächern der Universität wie den Altertumswissenschaften, den Theologien, der Soziologie oder den Kulturwissenschaften haben sich beteiligt.
Folgerichtig ist die Ausstellung, die bis zum 26. Februar 2025 im Archäologischen Museum und im Bibelmuseum zu sehen ist, nicht nur "eine Illustraton der Forschung, sondern Teil der Forschung", betonte Prof. Michael Seewald, der Sprecher des Clusters. Deutlich wird dies beispielsweise in den sieben Mitmachstationen, an denen die Besucher*innen unter anderem darüber abstimmen können, ob sie sich an Fastengebote halten oder ob es eine unsterbliche Seele gibt. Auch die Frage, ob sich durch die Ausstellung der Blick auf den eigenen Körper und seine Beziehung zu religiösen Vorstellungen verändert hat, soll untersucht werden.
Denn obwohl der Körper in seinen Erscheinungsformen ein zutiefst individuelles Phänomen ist, prägt der Umgang mit ihm die gesellschaftlichen Debatten. Die Diskussion um Kopftücher oder das Abtreibungsverbot bewegt die Menschen, letzteres gehört beispielsweise zu den wichtigsten Themen im derzeitigen us-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf. "Vermeintlich säkuläre Diskurse sind tief in religiösen Vorstellungen verankert", erklärte Prof. Achim Lichtenberger, Direktor des Archäologischen Museums.
Wie komplex und tiefgreifend die Beziehungen zwischen Körper und den häufig als leibfeindlich missverstandenen Religionen sind, zeigen knapp 200 Exponate, die unter anderem von international renommierten Häusern wie dem Louvre in Paris und dem Kunsthistorischen Museum Wien geliehen werden konnten. Die Statuette des griechischen Gottes Hermaphroditos aus Liverpool zum Beispiel macht deutlich, dass bereits vor 2000 Jahren eine größere Offenheit gegenüber fluiden Geschlechtsverständnissen herrschte, als heute in manch verbissen geführter Diskussion aufgebracht wird. Die Totenmaske einer unbekannten Schönheit aus der Seine steht exemplarisch für die Versuche, den vergänglichen Körper bis in alle Ewigkeit zu bewahren.
Dass das Körperliche nicht ohne das Religiöse gedacht werden kann, steht für Prof. Holger Strutwolf, Direktor des Bibelmuseums, fest. "Religion weiß von keiner Vergeistigung des Leibes, die nicht zugleich Verleiblichung des Geistes wäre", zitierte er zum Ausklang den Arzt, Sozialreformer und Philosophen Franz von Baader.
"Körper.Kult.Religion" ist bis 26. Februar 2025 im Archäologischen und Bibelmuseum zu sehen. Der Eintritt beträgt, sechs/drei Euro, für Studierende der Universität Münster ist er frei. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der vor Ort zum Preis von 29 Euro erworben werden kann.