„Wichtig sind Neugier und Interesse, alles andere kann man lernen“
Was ihr während ihrer Doktorarbeit geholfen hat, warum sie sich für Münster als Forschungsstandort entschieden hat und was sie an der Elektrochemie fasziniert, erläutert Dr. Karin Kleiner im Interview.
Sie betreuen aktuell einen Promovenden in der internationalen Forschungsschule BACCARA. Was ist Ihnen hierbei wichtig?
Karin Kleiner: Ich möchte Studierende dabei bestärken, ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Selbstvertrauen für ihre Ideen zu gewinnen und ihren eigenen Weg zu gehen. Denn all dies hatte ich bei meiner eigenen Doktorarbeit auch und das hat mir enorm weitergeholfen.
Was sollten junge Wissenschaftler*innen mitbringen, die sich für eine Karriere in der Chemie entscheiden?
Karin Kleiner: Zu allererst Neugier, Interesse und Durchsetzungskraft! Und natürlich Spaß an der Arbeit im Labor. Alles andere kann man lernen! Dafür bin ich selbst ein Beispiel: Themen wie Buchhaltung, Controlling oder weitere administrative Prozesse lassen mein Forscherinnenherz nicht gerade höherschlagen, gehören aber dazu. Ich liebe es, im Labor zu stehen, Ideen zu verwirklichen und dadurch etwas zu bewirken. Das ist definitiv kein klassischer Acht-Stunden-Job, aber genau den möchte ich auch nicht.
Was hat diese Begeisterung für die Forschung in Ihnen geweckt?
Karin Kleiner: Chemie, Biologie und Physik waren schon in der Schule meine Lieblingsfächer. Ich war früh davon fasziniert, zu verstehen, wie die Dinge funktionieren. In meiner Doktorarbeit bei einem großen Automobilhersteller habe ich mich dann mit Alterungsprozessen in Batterien und insbesondere dem Ladungsaustausch beschäftigt. Hierbei ist die Idee gewachsen, noch tiefer zu graben und dies noch weiter zu analysieren. Das setze ich in meiner Nachwuchsforschungsgruppe am MEET Batterieforschungszentrum um.
Woran arbeitet Ihre Nachwuchsforschungsgruppe „Mechanistic Understanding“ genau?
Karin Kleiner: Wir untersuchen Ladungsübertragungs- und Redoxreaktionen in Batterien. Denn diese beeinflussen maßgeblich die Leistung der Batterie und sind somit ein Schlüsselfaktor für eine optimierte Lithium-Ionen-Technologie. Für die nur schwer messbaren Veränderungen der Atome und ihrer Bindungen, die bei Redoxreaktionen auftreten, bedarf es umfangreicher und komplizierter analytischer Messverfahren. Hierfür entwickeln wir neue, komplexe Charakterisierungstechniken und Auswertungsmethoden, die eine Untersuchung „in operando“, also in der Zelle während ihres Betriebs, ermöglichen.
Was zeichnet die Arbeit am Batterieforschungs-Hotspot Münster für Sie aus?
Karin Kleiner: Hier arbeitet ein hochkompetentes, interdisziplinäres Team mit extrem hoher internationaler Sichtbarkeit. Das hat mich überzeugt, von London, wo ich vorher geforscht habe, nach Münster zu kommen. Am MEET Batterieforschungszentrum, wie auch im Fachbereich Chemie und Pharmazie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, vereinen sich umfangreiches Know-how in der Batterieforschung, mit ausgezeichneter Infrastruktur und breiten Themenfeldern. Ich arbeite hier in ganz verschiedenen Rollen: Als Lehrende, als Wissenschaftlerin und ich lerne selbst weiter viel dazu.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft in Bezug auf Ihre Arbeit und die internationale Forschungsschule BACCARA?
Karin Kleiner: Dass ich auch in Zukunft in der Wissenschaft arbeiten kann. Ich möchte in Forschungsideen eingebunden sein und die Batterie- und Energieforschung mitgestalten. Für BACCARA wünsche ich mir natürlich viele motivierte Studierende, die hier ihre wissenschaftliche Karriere starten.
Dr. Karin Kleiner untersucht mit ihrer Nachwuchsforschergruppe am MEET Batterieforschungszentrum Ladungsübertragungs- und Redoxreaktionen in Batterien.