"Es geht viel um Zusammenarbeit"
Sie kommen aus Großbritannien und Pakistan und gehören zu den ersten Doktorand*innen der Internationalen Forschungsschule BACCARA: Henry Woolley und Atif Javed erklären, warum sie sich entschieden haben, in den Batterie-Hotspot Münster zu kommen und welche Rolle die Zusammenarbeit innerhalb der Forschungsschule spielt.
Atif, Dein Heimatland Pakistan ist ca. 5.500 Kilometer von Münster entfernt, Henry, Du hast südlich von London in Großbritannien gelebt, was ca. 870 Kilometer vom BACCARA Standort entfernt ist. Warum habt Ihr Euch entschieden, nach Münster zu ziehen?
Atif Javed: Ich kam nach Deutschland, um in Darmstadt mein Masterstudium zu absolvieren. Die Entscheidung, mich auf die Batterieforschung zu konzentrieren, fiel während eines Praktikums in meinem Studium. Ich hatte schon vorher über das MEET Batterieforschungszentrum gelesen und war froh, als ich von der Gründung der neuen Internationalen Forschungsschule mit all ihren Möglichkeiten in Münster hörte. Da habe ich mich entschieden, mich zu bewerben.
Henry Woolley: Meine Online-Suche nach einer geeigneten Graduiertenschule brachte BACCARA in meinen Fokus. Ich wollte mich schon lange mit Energiespeicherung beschäftigen und die Kombination der beteiligten Institutionen wie auch das breite Themenfeld von BACCARA fand ich überzeugend.
Was hat Euch geholfen, sich in Deutschland einzuleben? Gab es irgendwelche Überraschungen?
Henry: Wir haben uns inmitten der Corona-Pandemie eine der schwierigsten Zeiten für einen Umzug ausgesucht, das steht außer Frage. Ich arbeite in der Gruppe von Dr. Nella Vargas-Barbosa, sie war und ist eine große Hilfe dabei, gut anzukommen. Die Kolleg*innen nur eingeschränkt persönlich treffen zu können, zieht sicherlich einiges in die Länge. Was mich aber wirklich überrascht hat, ist die Art der Zusammenarbeit hier: Alles ist sehr stark auf Kooperation ausgelegt. Es wird gemeinsam überlegt, diskutiert und auch wenn jede*r am eigenen Thema forscht, gibt es zahlreiche Schnittstellen, was sehr positiv und hilfreich ist.
Atif: Das sehe ich genauso! Die Zusammenarbeit und der Austausch sind richtig gut und Videokonferenzen ermöglichen so einiges. Meine Arbeitskolleg*innen im Labor und mein Supervisor Dr. Markus Börner in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Winter helfen mir sehr dabei, mich einzuleben. Am meisten überrascht hat mich die Größe der Batterieforschung in Münster. Damit meine ich nicht nur die Größe und Ausstattung der Labore, sondern die rund 250 Batterieforscher*innen, die sich auf das Thema fokussieren. Das ist eine starke Forschungsgemeinschaft, in der wir arbeiten.
Wie sieht ein "typischer Arbeitstag" bei Euch aus?
Henry: Meine Arbeit an Festkörperelektrolyten teilt sich vormittags in Laborarbeit und nachmittags in Arbeit am Schreibtisch oder in Seminaren auf. Besonders in unserem Kolloquium haben wir einen sehr intensiven Austausch, der hilft, das eigene Thema voranzutreiben. Wir diskutieren hier nicht nur untereinander, sondern haben oft hochkarätige Gastvortragende.
Atif: Unsere Forschungsarbeit steht natürlich im Fokus. In meinem Fall ist das die Arbeit an Grenzflächen für Aktivmaterialien. Mein typischer Arbeitstag besteht ebenfalls aus Labor- und Büroarbeit. Wir haben nicht nur eine hochmoderne Ausstattung zur Verfügung, sondern eben auch die Möglichkeit für umfangreiche Zusammenarbeit. Das bringt die eigene Arbeit noch einmal auf ein ganz anderes Level.
Was schätzt Ihr innerhalb von BACCARA?
Atif: Mein tollster Moment war definitiv mein erster Arbeitstag im Labor, die Möglichkeiten hier sind großartig. Egal, wo man herkommt, wir werden zunächst alle auf dasselbe Level gebracht, es wird intensiv an fundierten Grundlagen gearbeitet. Wir genießen eine große wissenschaftliche Freiheit, um an unseren Forschungsthemen zu arbeiten. Es gibt zudem einen begleitenden Deutschkurs, was hilfreich ist.
Henry: Für mich ist BACCARA extrem vielfältig. Batterieforschung wird hier aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, was ich als sehr gewinnbringend erlebe. Besonders in unseren Vorlesungen gibt es immer wieder neue Perspektiven. Man erhält fortlaufend Anreize zu überlegen, wie etwas noch besser werden kann. Und auch wenn das Miteinander durch die Pandemie gerade eingeschränkt ist, gab es zum Beispiel eine „Virtual Games Night“, bei der wir uns online zu einem Spieleabend getroffen haben.
Was empfiehlt Ihr Menschen, die überlegen, sich auf Batterieforschung zu konzentrieren?
Henry: Sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren und das zu machen, wofür man eine Leidenschaft entwickelt. Man verbringt eine Menge Zeit damit, da ist es wichtig, dass man das eigene Thema sorgfältig auswählt und mit Freude dabei ist.
Atif: Forsche, forsche, forsche – geh ins Labor, sei fleißig und vernetze Dich mit den Leuten aus der Batterieforschung. Lerne sie kennen über Vorträge, lies Fachartikel und sprich die Autor*innen an. Schon hier startet der Weg der Zusammenarbeit!