Tempelsteuer und Taubenhändler
Fotos
Den herodianischen Tempel in Jerusalem kann man heute nicht mehr besuchen, im Jahr 70 unserer Zeitrechnung wurde er durch die Römer zerstört. Doch vom 19. Januar bis zum 26. Februar kann man zumindest virtuell durch einen der eindrucksvollsten Bauten im antiken Mittelmeerraum gehen, im Archäologischen Museum wird eine VR-Station aufgebaut, die von Wissenschaftlern der Universität Tübingen entwickelt wurde. Dank ihnen lässt sich mit Hilfe von Avataren zum Beispiel erleben, wie zur Zeit Jesu im Heiligtum mit Geld umgegangen wurde, vom Umtausch fremden Geldes an den Geldwechslertischen, um die Tempelsteuer zu bezahlen, bis hin zum Kauf von Tauben als Opfertiere.
Laut dem Markusevangelium missfiel das dem jüdischen Wanderprediger, die Vertreibung der Händler aus demTempel wird im elften Kapitel des Markusevangeliums beschrieben: „Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler und Käufer aus dem Tempel hinauszutreiben; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um.“ Aber dem Evangelisten kann man an dieser Stelle nicht trauen. Denn in Wahrheit saßen die Geldwechsler und Opferhändler nicht im Allerheiligsten, sondern in einem der Vorhöfe des Tempelbezirks, der auch für Nicht-Juden zugänglich war.
Die Ausstellung wurde im Sonderforschungsbereich 1391 „Andere Ästhetik“ von einem Team um Stefan Krmnicek, Michael Tilly und Jakob Trugenberger in Kooperation mit dem Tübinger Digital Humanities Center entwickelt. Aufbauend auf der Software ExPresS-XR des Tübinger Entwicklers Luca Dreiling wurde der Herodianische Tempel in VR rekonstruiert und antike Münzen aus der Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie als hochauflösende 3D-Modelle integriert.