"Lieblingsstücke" aus dem Archäologischen Museum

400-seitiger Katalog zur universitären Schausammlung erschienen
Prof. Dr. Achim Lichtenberger (g.l.), Direktor des Archäologischen Museums, und Dr. Helge Nieswandt (3.v.l.), Kustos des Museums, mit einem Teil des Autorenteams
Prof. Dr. Achim Lichtenberger (g.l.), Direktor des Archäologischen Museums, und Dr. Helge Nieswandt (3.v.l.), Kustos des Museums, mit einem Teil des Autorenteamsandt (3.v.l.), Kustos des Museums, mit einem Teil des Autorenteams
© Archäologisches Museum Münster/Lianna Hecht

Schwergewichtig nicht nur im wörtlichen, sondern auch im übertragenen Sinne kommt der neue Katalog des Archäologischen Museums der Universität Münster daher. Auf 400 Seiten haben die Herausgeber Prof. Achim Lichtenberger und Dr. Helge Nieswandt ihre "Lieblingsstücke" des Museums herausgesucht und eine repräsentative Auswahl aus den gut 7.000 Artefakten und 10.000 Münzen, knapp 500 Abgüssen, den 26 Modellen antiker Stätten und Monumenten, 221 Hologrammen sowie der Scherbensammlung mit 5.100 Stück geschaffen. Autorinnen und Autoren sind neben Lehrenden der Universität insbesondere auch fortgeschrittene münstersche Studierende, die sich mit ausgewählten Stücken beschäftigt haben.

Der Katalog ist streng chronologisch aufgebaut, um die Verbundenheit der Kulturen zu betonen und traditionelle Fächergrenzen aufzubrechen. Die einzelnen Beiträge stellen wissenschaftlich akkurat, aber dennoch allgemeinverständlich die Antiken in ihrer Bedeutung und Relevanz vor. Zu den ältesten Exponaten gehören Gefäße und eine menschliche Figurine der so genannten Cucuteni-Trypillia-Kultur, die in der Kupferzeit etwa zwischen 4500 bis 3600 v. Chr. existierte. Das jüngste beschriebene Stück ist die Kopie eines großen Bechers mit zwei Henkeln aus der Zeit um 520 v. Chr. Einst beherbergte das Museum auch das Original, das der erste Olympiasieger im Marathonlauf und griechische Nationalheld Spyridon Louis nach seinem Sieg erhalten hatte. Als die Museumsleitung erkannt hatte, wie bedeutsam der Becher für den griechischen Staat ist, ging er 2019 als Geschenk zurück nach Griechenland.

Gewidmet ist der Katalog Karl Lehmann-Hartleben (1894–1960), der 1929 als Ordinarius für Klassische Archäologie an die Universität Münster berufen wurde und dort auch Direktor des Archäologischen Museums war. 1933 wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung auf der Grundlage des "Gesetz[es] zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" entlassen, er ging nach Italien, von wo aus er 1935 mit seiner Familie in die USA auswanderte und an der New York University eine neue akademische Karriere aufbauen konnte.

„Lieblingsstücke“, Hrsg. Achim Lichtenberger/Helge Nieswandt, 400 Seiten mit 554 Abbildungen, 29 Euro, erhältlich im Archäologischen Museum und im Verlag Nünnerich-Asmus.