| Sonderausstellung vom 1. Juni bis 29. September
Sonderausstellung vom 1. Juni bis 29. September

Legendär

Dr. Helge Nieswandt übergibt ein zweinhalb Jahrtausende altes, attisches Duftölgefäß für die Sonderausstellung im Pferdemuseum.
© Pferdemuseum Münster

Noch heute ist Pegasos in jedem Herbst am Himmel zu sehen: Das Sternbild knapp unter dem Himmelsäquator erinnert an das geflügelte Fabelwesen, das einst den griechischen Helden Bellerophon in den Kampf gegen die Chimäre und die Amazonen trug. Pegasos gehört zu jenen berühmten, über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg verehrten Pferden, denen die neue Sonderausstellung "Legendär" im Westfälischen Pferdemuseum Münster gewidmet ist. Das Archäologische Museum hat einige Leihgaben, die überwiegend das geflügelte Ross zeigen, beigesteuert.

Vor allem auf Münzen aus dem griechischen Raum ist Pegasos vertreten. Eine Silbermünze aus Korinth zeigt verschiedene Gangarten - auf der Vorderseite einen schwungvoll bewegten Pegasos in einem Sprungmotiv, das an die Courbette erinnert, auf der Rückseite geht er in ruhigem Schritt, hebt sein rechtes Vorderbein hoch und das Hinterbein leicht an und wirft den Kopf stolz in die Höhe. Ebenfalls aus Korinth ist eine Silbermünze, die sowohl an die Geburt des Pegasos als auch an seine Beziehung zu der Handelsstadt verweist. Ein Delphin deutet auf den Vater Poseidon, den Gott des Meeres hin, der mit der Medusa das geflügelte Pferd zeugte. An der Quelle Peirene in Korinth, symbolisiert durch den Kopf der Athena mit korintischem Helm, konnte Bellerophon Pegasos einfangen, zäumen und reiten.

Auch andere Städte nutzten Pegasos als Münzmotiv, zum Beispiel Syrakus, das um 734/733 vor Christus als korinthische Kolonie auf der Insel Sizilien gegründet wurde. Ein silberner Stater zeigt unter dem geflügelten Pferd den "Triskeles", drei menschliche Beine, die in einem Kreis umlaufend angeordnet sind. Es gilt als ein eigenes Zeichen der Stadt Syrakus, das auf "Trinakria", den alten griechischen Namen Siziliens, zurückgeführt werden kann.

Ein vierbeiniges Mischwesen der etwas anderen Art zeigt eine Münze aus Bythinien (Türkei): einen Kentaur mit Pferdekörper und menschlichem Oberkörper und Kopf. Bei dem abgebildeten Kentaur handelt es sich um Cheiron, zu erkennen an der Leier, die er trägt. Im Gegensatz zu den anderen Kentauren der griechischen Mythologie gilt Cheiron als gebildeter, zivilisierter und gerechter Kentaur. Der musizierende Cheiron kann als Lehrer interpretiert werden, der seinen Schülern neben Heilkunde, Jagd- und Kriegskunst auch Musik vermittelt.

Neben Münzen sind in der Ausstellung auch ein attisches Duftölgefäß, ein sasanidischer Ringstein und eine byzantinische Fibel zu sehen, die wahrscheinlich alle drei ein Abbild des Pegasos tragen. Während das Parfümfläschchen aus dem fünften Jahrhundert vor Christus stammt und damit aus ähnlichen Zeiträumen wie die Münzen, stammen Siegelstein und Fibel aus den Jahrhunderten nach der Zeitenwende. Damit sind sie ein Beleg dafür, dass die Wirkungsmacht des Flügelpferdes ist nicht nur in allen Kulturen vom Alten Orient bis zu den Kelten zu Hause, sondern auch einen sehr weiten Zeitbogen überspannt.

Bis heute sind Menschen von Pferden fasziniert. Immer wieder wurden sowohl historische als auch fiktive Pferde verehrt und sogar vergöttert und ihre Geschichten über Generationen weitergetragen. Dazu gehören Pferde wie der Comic-Held Jolly Jumper, Condé, das Lieblingspferd Friedrichs des Großen , der sprechende Serienstar Mr. Ed, der Millionenhengst Totilas und Schattenfell aus dem Fantasy-Epos "Herr der Ringe". In der Sonderausstellung des Westfälischen Pferdemuseums, das zu den üblichen Öffenungszeiten des Allwetterzoos Münster besucht werden kann, kann man ab dem 1. Juni allen diesen Vierbeinern begegnen und seiner Leidenschaft für diese eleganten und starken Tiere nachgehen.