Förderung für neues VR-Projekt
Die Universitätsgesellschaft fördert das Projekt "Ein neuer frühchristlicher Kultbau des antiken Nordsyrien und seine Mosaiken – Die Basilika in Doliche" der Forschungsstelle Asia Minor in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Web und Design als eines von zwei diesjährigen Leuchtturmeprojekten mit einem fünfstelligen Betrag. Unter anderem soll eine Virtual-Reality-Station entwickelt werden, die es Menschen erlaubt, die ausgegrabenen Teile der Kirche und die restaurierten Mosaikböden virtuell zu besichtigen. Sie wird im Archäologischen Museum zu sehen sein.
Doliche war ein lokales Zentrum des nordsyrischen Binnenlandes mit engen Beziehungen nach Zeugma, Samosata, Hierapolis und Kyrrhos. Um paradigmatisch das kulturelle Milieu einer hellenistisch-römischen Stadt im antiken Nordsyrien zu erforschen, bietet Doliche die besten Voraussetzungen. Keine andere städtische Siedlung dieses geographischen Raumes ist nicht überbaut, für die archäologische Forschung zugänglich und durch umfangreiche Vorarbeiten gut erschlossen.
Bereits viele tausend Jahre, bevor die Stadt Doliche gegründet wurde, lebten hier Menschen. Die noch heute eindrucksvollen Felsüberhänge sind von den umherwandernden Gruppen von Menschen in der Altsteinzeit (etwa ab 300.000 vor der Zeitenwende) regelmäßig als Unterschlupf genutzt worden. In der Antike war der Ort Sitz einer bedeutenden Kultstätte des syrischen Gottes Baal.
Nach der Eroberung der Stadt und der Eingliederung in die Provinz Syria im ersten Jahrhundert durch die Römer wurde der Kult auf Jupiter übertragen und verbreitete sich als Soldatengott Iupiter Dolichenus im gesamten Römischen Reich. Nach der Zerstörung des Hauptheiligtums in Doliche in der Mitte des dritten Jahrhunderts ging der Kult unter, dafür wurde Doliche zu einem Zentrum des Christentums in der Region. Die Stadt wurde Bischofssitz mit einer Basilika.
Der Fund der dreischiffigen Basilika im Jahr 2018 durch Wissenschaftler der Forschungsstelle Asia Minor wirft "ein neues Licht auf die Entwicklung des Kirchenbaus im Nahen Osten zwischen dem vierten und siebten Jahrhundert nach Christus", so Grabungsleiter Prof. Dr. Engelbert Winter. Die Wände der Kirche waren seinen Angaben zufolge mit Marmorplatten geschmückt, Hunderte von Fragmenten solcher Platten seien geborgen worden.