Autodidakt mit Liebe zum Bier
Geschichte, Musik und Bier: Alexander de Ahsbahs braucht nur drei Wörter, um zu beschreiben, was ihm in seinem Leben besonders wichtig war und ist. Kein Wunder also, dass sich alle drei Leidenschaften in den verschiedenen Stationen seiner Karriere wiederfinden. Der gebürtige Münchner begann im Jahr 2002 sein Geschichtsstudium an der Universität Münster, heute ist er als Geschäftsführer der münsterschen Finne-Brauerei tätig und ist sich sicher, die perfekte Stelle gefunden zu haben.
Nachdem er seinen Wehrdienst im Saarland abgeleistet hatte, zog Alexander de Ahsbahs auf Anraten seines ehemaligen Kunstlehrers nach Münster. Um keine Zeit zu verlieren, startete er direkt im Sommersemester – eine ungewöhnliche Zeit für den Studienbeginn, da die meisten Studierenden zum Wintersemester anfangen. „Im Schwedischkurs waren wir deshalb nur zu dritt“, erinnert er sich.
Das Geschichtsstudium fand anfangs im Fürstenberghaus statt, wurde aber aufgrund von Bauarbeiten immer wieder verlegt, zum Beispiel in die Georgskommende oder ins Institut für Niederlandistik. „Im Nebenfach habe ich nordische Philologie studiert; die Veranstaltungen fanden damals in einer herrschaftlichen Villa am Buddenturm statt“, erzählt er. „Das passte irgendwie zu meinem Interesse an skandinavischen Sagas.“
Seine Leidenschaft für Geschichte kommt aus seinem familiären Umfeld. Als „passionierten Hobby-Historiker“ beschreibt er seinen Großvater, einen Juristen. „Ich wollte diese Passion gerne in einem Studium ausleben“, sagt der 43-Jährige. Auch wenn er beruflich nicht in der Geschichte landete, hebt er die Lehrqualität an der Universität hervor. „Mit der Art und Weise, wie insbesondere am Historischen Seminar gelehrt wird, war ich wirklich hochzufrieden.“
In seinem Berufsleben hat ihm aus seinem Studium vor allem das analytische Denken geholfen. „In jedem meiner Jobs konnte ich durch das Zerlegen eines Problems das jeweilige Puzzle lösen“, erzählt Alexander de Ahsbahs. Diese Denkweise kommt ihm auch in seiner aktuellen Position zugute. Seit dem vergangenen Jahr ist er einer von zwei Geschäftsführern der Finne-Brauerei. Vor kurzem kündigten die Chefs an, ihren Standort im Kreuzviertel durch Räume am Hafen Münsters zu erweitern, um mehr Bier vor Ort brauen zu können. „Es war die perfekte Zeit, um dazuzustoßen“, berichtet der Alumnus. Für einen solchen Wandel habe er die besten Voraussetzungen. „Prozessoptimierung, Kosteneinsparung, Effizienzsteigerung – alle diese Themen liegen mir sehr gut.“
Nicht zuletzt haben sich diese Fähigkeiten in seiner langjährigen Karriere als Selbstständiger verfestigt. Alexander de Ahsbahs hat seit seiner Studienzeit sieben Firmen gegründet, darunter das Tonstudio „ASUNDERGROUND MEDIA“. Dort produzierte er ab dem Ende der 2000er Musik für Interpreten aus dem Münsterland, nahm aber auch mit seiner damaligen Metalband „Death Device“ Stücke auf. „Wir hatten einige Auftritte, zum Beispiel in der Baracke oder der Sputnikhalle“, berichtet er. Um Werbematerialien für diese Auftritte zu erstellen, arbeitete sich Alexander de Ahsbahs in das Web- und Grafikdesign ein und machte sich bald auch in diesem Bereich selbstständig. „Zuletzt habe ich mir noch das Coding beigebracht und in einem Praktikum gefestigt“, sagt er. „Death Device“ löste sich aufgrund von beruflichen Verpflichtungen auf, das Tonstudio blieb in Betrieb.
Schon damals hatte Alexander de Ahsbahs eine dritte Leidenschaft, die er bald in ein Unternehmen umsetzte: Bier. Mit einem polnischen und einem russischen Freund gründete er einen Importvertrieb und eine Gastronomie für Craft Beer im polnischen Kattowitz. „Wir waren die ersten, die holländisches und bayerisches Bier dorthin brachten“, erläutert er. „Unseren ersten Businessplan haben wir in einer Kneipe auf ein Trockentuch aus dem Toilettenraum geschrieben.“ Es folgte eine Brauerei in Berlin sowie eine Firma, die russische Designmöbel auf den deutschen Markt bringen sollte, bis Alexander de Ahsbahs letztlich entschied, mit seinem Nachbarn ein Einzelhandelsgeschäft am Spiegelturm sowie die dazugehörige Dock Bar zu eröffnen.
Er sei nie ein „Nine-to-five-Jobber“ gewesen, meint er. Da allerdings vor kurzem sein erstes Kind zur Welt kam, tue ihm etwas Stabilität im Berufsleben sehr gut. „In meinem jetzigen Job bei der Finne-Brauerei bin ich zwar zum ersten Mal Angestellter, aber trotzdem sehr frei in meinen Entscheidungen und meiner Arbeit“, schwärmt er. „Als ich die Stellenanzeige sah, erkannte ich mich zu einhundert Prozent wieder, mit all den Erfahrungen und Fähigkeiten die ich mir über die Jahre angeeignet habe.“
Autor: Tim Zemlicka
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 1, 29. Januar 2025.