Eine Fete entwickelte sich zur Institution
Von Tim Zemlicka
Eigentlich hatte er in Hamburg studieren wollen, erzählt Michael von Bartenwerffer über seinen Studienbeginn an der Universität Münster. Aber die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen teilte ihn per Losverfahren der Universität in Münster zu. Der heutige Inhaber einer Unternehmer-Beratung begann sein Studium der Betriebswirtschaftslehre vor etwas über 50 Jahren im Sommersemester 1973. Seine Leidenschaft für die Wirtschaftswissenschaften entdeckte er in einer vorangegangenen Bankausbildung.
„Die Ausbildung war eine Art Lackmustest für meine Interessensgebiete. Als Alternativen wären auch Theologie oder Forstwirtschaft infrage gekommen“, erinnert er sich. Die Theologie als Orientierungs- und Wertegeber habe ihn schon immer fasziniert, das Interesse an Land- und Forstwirtschaft sei familiär bedingt.
Und doch klappte es letztendlich mit den Wirtschaftswissenschaften, auch wenn es nichts mit dem Erstwunsch Hamburg wurde. In Dortmund aufgewachsen, verschlug es ihn in der Jugend immer mal wieder ins Münsterland. „Wir sind häufig am Wochenende nach Münster gefahren. Es war ja nicht weit weg.“ Die Begeisterung für die Stadt war auch einer der Gründe, weshalb Michael von Bartenwerffer der Gegend erhalten blieb. „Ich hatte damals den Gedanken, dass ich nach dem Grundstudium immer noch den Ort hätte wechseln können. Aber nach der ersten Zeit fand ich Münster so schön und das Studium so interessant, dass ich geblieben bin.“
Heute ist er Geschäftsführer einer eigenen Unternehmer-Beratung und unterstützt in Management-Fragen zu Strategien, internationalen Geschäften und Generationenwechsel. Die Unternehmensgründung stellt den bisher letzten Schritt in seiner beruflichen Laufbahn dar. Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann im April 1978 arbeitete er im Vertrieb des Krupp-Konzerns, leitete einen Unternehmensbereich bei Franz Haniel & Cie. und kehrte 1994 als Geschäftsführer der Winkhaus Holding zurück ins Münsterland. „Es kam vor, dass ich 150 Werktage im Jahr nicht in Deutschland war. Für mich war es eine Bereicherung, viele verschiedene Länder kennenlernen zu dürfen“, berichtet er. Außerdem war er langjähriges Mitglied im Präsidium der IHK und im Vorstand des Verbandes Münsterländischer Metallindustrieller tätig, zeitweise als Vorsitzender.
Sein Studium hat dabei wichtige Grundsteine für das Berufsleben gelegt. „Der Leistungsgedanke war damals sehr präsent, aber vor allem haben wir gelernt, nicht nur auswendig zu lernen, sondern das Gelernte richtig anzuwenden.“
Michael von Bartenwerffer erinnert sich gut an seine Zeit als Student, seine politische Beteiligung im Ring Christlich-Demokratischer Studenten, aber auch an Quellen-Recherche in der Bibliothek. „Der Ablauf war immer der gleiche: Finde die Literatur, finde einen Kopierer, stell dich in eine lange Schlange und warte. Wenn du dran bist, ist der Kopierer kaputt“, sagt er, nur halb im Scherz. „Wir haben uns damals mit einigen Freunden zusammengetan, um uns einen eigenen Hochleistungskopierer zu leihen.“ In der damaligen Gerichtsschänke wurde ihnen ein Raum zur Verfügung gestellt, in dem sie das Gerät unterbrachten. Im Gegenzug aßen sie dort regelmäßig zu Mittag.
Eine Art Feier-Institution, an der Michael von Bartenwerffer maßgeblich beteiligt war, findet noch immer regelmäßig statt: 1974 war er einer der Mitbegründer des JuWi-Fests, das Jahrzehnte lang im Innenhof des Juridicums beheimatet war. „Damals wollten wir eine Fete für die Wirtschaftswissenschaftler veranstalten. 200 bis 300 Gäste, es sollte Bier, Wein, Bratwurst und Musik geben.“ Die WiWi-Fete wurde später in WiJu-Fest umbenannt, um die Juristen mit einzubeziehen. JuWi hatte letztendlich den besseren Klang.
„Wir stellten das Konzept damals dem Kanzler der Universität vor und unterschrieben einen Vertrag, den ich heute so nicht mehr unterschreiben würde“, sagt er und lacht. „Wir haben uns für jeden Schaden verantwortlich erklärt und mussten bis zum nächsten Morgen dafür sorgen, dass es aussah wie am Tag zuvor.“
Mit Taschenlampen bewaffnet räumte das Team in der Nacht Zigarettenstummel und Bratwurst-Pappschalen auf, um bis zum Morgen einen sauberen Veranstaltungsort zu hinterlassen. „Das Eintrittsgeld kassierten wir bar und nahmen es in einem Aktenkoffer mit nach Hause, um es am nächsten Tag auf das Fachschaftskonto einzuzahlen. Es war alles sehr einfach.“
Heute besuchen mehr als 5.000 Besucher pro Jahr das JuWi-Fest, nationale und internationale Bands treten auf den Bühnen auf.
Den Kontakt zu seinen Studienfreunden hält Michael von Bartenwerffer noch immer. Im November traf er sich mit einigen seiner ehemaligen Kommilitonen zum fünfzigsten Jubiläum ihres Studienbeginns in den Räumen des Juridicums. Bei dieser Gelegenheit bekamen sie auch eine Führung durch das Forum Oeconomicum, die wiedereröffnete Bibliothek der Wirtschaftswissenschaften, die sie begeistert zurückließ. „Von so etwas Schönem haben wir damals nur träumen können“, bemerkt der Diplom-Kaufmann.
Heute betreut Michael von Bartenwerffer noch eine Handvoll Kunden und findet nach wie vor Erfüllung in seiner Arbeit. „Solange der Herrgott mir noch einen wachen Verstand lässt, mache ich gerne weiter.“
Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 8, 13. Dezember 2023.