Seit über vierzig Jahren arbeitet die Grafikerin und Malerin Theresia Schüllner mit Autographen von Dichter:innen und Musiker:innen. Sie gestaltet Buchobjekte und Malerei in verschiedenen Techniken, auch räumliche Installationen, wie zum Beispiel Schriftstelen, gehören zu ihrem Oeuvre.
Die Autographen nutzt Schüllner hierbei als künstlerisches Material. In zum Teil stark vergrößerter Form druckt sie Schrift- und Textfragmente im Siebdruckverfahren auf unterschiedliche Materialien, um diese Drucke dann weiter zu bearbeiten. Durch Übermalungen und Ergänzungen schafft sie zunächst eine Distanz zum Inhalt der Texte: Die Schrift verliert ihre Mitteilungsfunktion, sie wird zur Form. Zugleich lenkt Schüllner aber die Aufmerksamkeit auf ein Medium, das in Zeiten elektronischer Kommunikation fremd geworden ist: die Handschrift. In ihr scheint die Persönlichkeit der Künstler:innen ganz anders auf, als in ihren Texten und Kompositionen. Folgt man den Schwüngen, Strichen und Kringeln der Schrift, wird die spannungsvolle Energie oder das suchende Zögern, mit denen die Künstler:innen ihre Werke zu Papier gebracht haben, fast körperlich spürbar. So gelingt eine persönliche, fast intime Begegnung über die Zeiten hinweg, die am Ende wieder zurück zu den Texten und vielleicht zu einem vertieften Verständnis führt.
Schüllner nennt für ihre Arbeit zwei wichtige Ausgangspunkte: die Begegnung mit Karl Otto Götz, der Anfang der 1960er Jahre ihr Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf war und sie mit seiner großzügig gestischen Malerei beeindruckt hat, und die Beschäftigung mit der englischen „Metaphysical Poetry“, in der Grundfragen menschlicher Existenz in metaphorischer Rede – philosophisch oder religiös gewendet – reflektiert werden. Es sind Werke mit vergleichbarer gedanklicher Tiefe, die Schüllner bis heute zu neuen Gestaltungen anregen.
Eine Veranstaltung in der Reihe "Vergangenheit erinnern - Zukunft gestalten"
In Zusammenarbeit mit DMKmentis und dem Philosophischen Seminar der WWU.