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Von Anfang an in die Natur eingebunden
Sonderausstellung zu Pflanzen in der Bibel
Bierbrauende Mönche, ein katholisches Liturgiegewand und ein Reliquiar mit einem Holzsplitter vom Kreuz Jesu - die knapp 100 Exponate, die bis zum 5. November 2023 im Bibelmuseum der Universität Münster zu sehen sind, sind ebenso vielfältig wie die Bibelstellen, in denen Pflanzen erwähnt werden. Doch die am 11. Juli eröffnete Sonderausstellung "Und der Herr pflanzte einen Garten in Eden. Pflanzen in der Bibel" geht weit darüber hinaus. In insgesamt sechs Abteilungen werden nicht nur Pflanzen in der Bibel und ihre praktische Bedeutung für die Lebenswelt der antiken Menschen sowie ihre symbolischen und allegorischen Bedeutungen beleuchtet, sondern auch Bücher aus Pflanzen wie dem Papyrus und ein römischer Mühlstein gezeigt. Eine eigene Abteilung ist Hildegard von Bingen gewidmet.
Eine Kooperation mit dem Botanischen Garten stellt während der Zeit der Sonderausstellung 35 Bibelpflanzen vor. Per QR-Code können auf den Internetseiten des Museums sowohl botanische wie auch theologische Informationen zu Gewächsen wie dem Judas-Baum oder dem Brennenden Busch auf dem Bibelpflanzenpfad abgerufen werden.
Der Mensch ist in der Bibel von Anfang an in die Natur des Garten Edens eingebunden. Auch im Neuen Testament kommen Pflanzen in zahlreichen Gleichnissen und Metaphern vor. So vergleicht Jesus das ewige Leben mit einem Festmahl, bei dem der Wein nicht fehlen darf. Umgekehrt stehen Pflanzen in der christlichen Theologie auch sinnbildlich für das Böse. Zu sehen ist unter anderem ein häretischer Stammbaum aus der Kurfürstenbibel, dessen Wurzeln bei Simon Magus liegen und dessen Baumwipfel vom Papst und Mohammed gekrönt wird.
Die Bibelstellen in der Ausstellung wurden unter anderem mithilfe einer Twitter-Umfrage ausgewählt. Am häufigsten genannt wurde dabei - kaum überraschend - der Baum der Erkenntnis im Garten Eden. Doch dass es sich dabei um einen Apfelbaum gehandelt habe, sei so im Text selber nicht belegt, so Museumskustos Dr. Jan Graefe. Lediglich von einer "Frucht" sei die Rede, ab dem zweiten bis dritten Jahrhundert nach Christus habe sich dann das Bild vom Apfel durchgesetzt.
Möglich wurde die Sonderausstellung nur durch zahlreiche Leihgeber. Das Bergbaumuseum in Bochum steuerte einen Abendmahlskelch bei, dessen Fuß mit floralen Motiven verziert ist. Von der Draiflesen Collection/Liberna Mettingen kam unter anderem ein Stich von Albrecht Dürer von 1504, der Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis zeigt. Das LWL-Römermuseum Haltern steuerte einen original römischen Mühlstein bei, die Domkammer des Bistums Münster ein Kreuzreliquiar und ein liturgisches Gewand. Weitere Leihgeber sind die Staats- und Universitätsbibliotheken in Dresden und Göttingen, die Universitäts- und Landesbibliothek Münster und die Veste Coburg sowie Privatleute.
Zur Ausstellung ist ein 202-seitiger Katalog im LIT-Verlag mit der ISBN-Nummer 978-3-643-15303-6 zum Preis von 29,90 Euro erschienen. Die Sonderausstellung im Bibelmuseum, Pferdegasse 1, 48149 Münster, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. an jedem zweiten Freitag im Monat bis 22 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Der Bibelpflanzenpfad ist im Botanischen Garten von 8 bis 19 Uhr zu sehen, auch hier ist der Eintritt kostenlos.