Geschichte der Universität Münster

 

16. Jahrhundert bis 1900
1900 bis 1945
1945 bis zur Gegenwart

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16./17. Jahrhundert bis 1900

Nach der Errichtung eines Jesuitenkollegs 1588, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts bereits philosophisch-theologische Vorlesungen anbot und damit die Grundlagen für die Errichtung einer Universität legte, scheiterte die Gründung einer Universität trotz päpstlicher und kaiserlicher Privilegien wohl vor allem aus finanziellen Gründen.

Jesuitenkolleg
(Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 5)

1771
Der Kölner Erzbischofs Maximilian Friedrich stellt als Bischof von Münster eine Urkunde über die Errichtung einer münsterischen Landesuniversität mit vier Fakultäten aus.

1773

Für die Universität stellen Papst Clemens XIV. und Kaiser Joseph II. Privilegien aus.

1771

Privileg Kaiser Josephs II. vom 8.10.1773 (LAV NRW Abt. Westfalen, Studienfonds / Stift Überwasser, Urk. 763; Foto: Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 528)

1774
Es wird eine Juristische Fakultät errichtet; der medizinische Unterricht beginnt.

 

1780
Am 16. April wird die Universität durch Franz Freiherrn von Fürstenberg als "Vicecancellarius Universitatis" feierlich konstituiert. Die Immatrikulation der Studenten beginnt.

 

1780

Franz Freiherr von Fürstenberg, Büste
(Foto: Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 24)

 

1805
Die Universität Münster wird zu einer preußischen Landesuniversität für Westfalen ausgebaut.

1818
Am 18. Oktober werden die Juristische und die Medizinische Fakultät aufgehoben. Die Universität wird in eine "Höhere Lehranstalt" (Akademie) mit zwei Fakultäten umgewandelt.

1818

Christoph Meyer, Professor für Jurisprudenz ab 1791, musste wegen der Schließung der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät seine Professur aufgeben (Kohlezeichnung, Familienbesitz, Foto: Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 522)


1821 bis 1849
1821 wird in Münster die erste Chirurgenschule Preußens gegründet. Sie wird 1830 zur Medizinischen Lehranstalt erhoben, 1849 wegen fehlender Studierender aber wieder geschlossen.

1832
König Friedrich Wilhelm III. von Preußen stellt am 12. November Statuten für die "Akademische Lehranstalt" als einer Ausbildungsstätte für katholische Geistliche "in der Provinz Westfalen" und für Gymnasiallehrer, mit Promotions- und Habilitationsrecht für die Theologische Fakultät aus.

1843
Der Name der Akademischen Lehranstalt wird in "Königlich Theologische und Philosophische Akademie" geändert.

1844
Der Philosophischen Fakultät der Akademie wird das Promotionsrecht verliehen. Ausgenommen sind hiervon Kandidaten der Naturwissenschaften.

1880
Die Akademie erhält am Domplatz ein neues Hauptgebäude.

1880

Akademiegebäude am Domplatz (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 1)

 


1900 bis 1945

 

1902

Nachdem die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät wieder errichtet ist, erhebt Kaiser Wilhelm II. am 1. Juli die Akademie wieder in den Stand einer Universität.

1902

Kabinettsordre zur Erhebung der Akademie zur Universität durch Kaiser Wilhelm II. vom
1.7.1902 (Universitätsarchiv)

1905
Vier Frauen werden im Sommersemester 1905 als Gasthörerinnen zugelassen.

1907
Durch Kgl. Kabinettsordre wird der Universität die Bezeichnung "Westfälische Wilhelms-Universität" verliehen.

1907

Lesesaal der Universitätsbibliothek im Universitätshauptgebäude, 1906 (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 435)

1907/08
Der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) wird gegründet.

1908
Im August erlaubt das preußische Wissenschaftsministerium per Erlass das Studium von Frauen. Zum Wintersemester 1908/09 tragen sich die ersten 6 Studentinnen an der Universität Münster ein.

1908

Hedwig Montag legte 1914 als erste
Frau an der Universität Münster das
Staatsexamen für das höhere
Lehramt ab (Universitätsarchiv,
Bestand 68 Nr. 1013)

1914-1918
1914 wird eine Evangelisch-Theologischen Fakultät errichtet.
Viele Studierende und Dozenten leisten im 1. Weltkrieg Kriegsdienst.

1914 1918

Kriegsnachrichten-Sammelstelle, 1917. 2. v. r.: Dr. Aloys Meister, o. Prof. für Geschichte und Universitätsarchivar (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 1511)

1925
Schon seit 1902 können Studierende pharmazeutisch-propädeutische, seit 1905 medizinisch-propädeutische Lehrveranstaltungen besuchen. 1925 wird nun eine Medizinische Fakultät eingerichtet.

1925 1

Universitätskliniken, um 1930 (Universitätsarchiv Münster, Bestand 68 Nr. 19)

Im gleichen Jahr erhält die Universität ein Institut für Leibesübungen.

1925 2

Sportheim auf dem Universitätssportplatz, errichtet 1927 (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 22)

1930
Die Universität feiert ihr 150-jähriges Bestehen.

1930

150-Jahr-Feier der Universität, Aufmarsch der Chargen der münsterschen Korporationen vor dem Universitätshauptgebäude (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 18)

1933-1945
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wird die Akademische Selbstverwaltung nach und nach eingeschränkt. Die Zulassung der Studierenden wird beschränkt, der Senat entmachtet. Dem Rektor, der vom Ministerium eingesetzt wird, sind als Führer der Universität weitgehende Rechte eingeräumt. Jüdische und politisch missliebige Studierende und Lehrende werden aus der Universität gedrängt und verfolgt. Von den verfolgten Angehörigen der Universität gelingt einigen die Emigration oder Flucht aus Deutschland. Einige, wie der Pharmakologie Prof. Dr. Hermann Freund, werden im KZ umgebracht. Die Universität Münster wird wie alle deutschen Universitäten "gleichgeschaltet". Zumindest Teile von Forschung und Lehre unterliegen der NS-Ideologie oder biedern sich dieser an.

Mahnmal

Mahnmal für aus "rassischen" oder politischen Gründen entlassene oder vom Studium ausgeschlossene Angehörige der Universität Münster im Schloss. Foto: University of Münster , Martin Schulz

1933 1945

Zu den Professoren, die die Universität Münster verlassen mussten, gehörte der Theologieprofessor Dr. Georg Schreiber. 1945 wurde er zum ersten Rektor der Nachkriegszeit gewählt. (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 3462)

Mit dem Kriegsbeginn werden viele männliche Studierende und Lehrende eingezogen. Durch die massiven Bombenangriffe auf Münster werden auch zahlreiche Universitätsgebäude zerstört. Infolge fortgeschrittener Zerstörung der Einrichtungen wird der Universitätsbetrieb im WS 1944/45 eingestellt. Die Akademische Verwaltung und die Medizinische Fakultät siedeln nach Bad Salzuflen über.

1933 1945

Staatswissenschaftliches Institut (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 1451)

 

 


1945 bis zur Gegenwart
 

1945/46

Am 3. November wird die Universität Münster mit einem Festakt in der Stadthalle feierlich wiedereröffnet. In den darauffolgenden Monaten nehmen die Fakultäten nach und nach ihre Arbeit wieder auf. Sowohl Lehrende als auch Bewerber um einen Studienplatz müssen sich einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen. Gleichwohl können die meisten belasteten Hochschullehrer - zumindest nach einer gewissen Zeit - ihre Karriere fortsetzen. Viele Studierende müssen Aufbaudienst leisten, bevor sie das Studium aufnehmen können.

1945 1946 1

Studenten bei Räumarbeiten (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 889)

1945 1946 2

Karikatur aus den Münsterischen Studentenblättern, Jahresausgabe 1947, S. 20

1948
Die Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät wird in eine Philosophische und eine Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät getrennt.

1954
Mit einem Festakt am 31.7.1954, bei dem auch Kultusminister Schütz anwesend ist, wird das im Krieg stark zerstörte und nun wiederhergestellte Schloss als Hauptgebäude der Universität eingeweiht.

1954

Schloss während der Einweihungsfeier des Festsaals am 31.7.1954 (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 98)

1956ff.
Nachdem zunächst die Kriegszerstörungen beseitigt werden, beginnt eine Phase der regen Bautätigkeit. Ab 1956 werden nach und nach das Naturwissenschaftliche Zentrum am Coesfelder Kreuz, das Hörsaalgebäude am Hindenburgplatz, die Gebäude der Wirtschaftwissenschaften und der Katholisch-Theologischen Fakultät, die Mensa und verschiedene Studentenwohnheime gebaut. Im WS 1960/61 übersteigt die Zahl der Studierenden erstmals die 10.000-Marke. 10 Jahre später sind es mehr als 20.000 Studierende. Damit wird die Universität Münster zu einer Massenuniversität. Mitte der 1960er Jahre wird die Bautätigkeit nochmals verstärkt mit einem Ausbau der Medizinischen Einrichtungen, des Naturwissenschaftlichen Zentrums und dem Neubau der Universitätsbibliothek. Hinzu kommen diverse Versorgungsbauten.

1956ff

Naturwissenschaftliches Zentrum (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 593)

1970
Die bisherige staatliche Kuratorialverwaltung und die dem Rektor unterstehende akademische Selbstverwaltung werden zu einer einheitlichen Universitätsverwaltung zusammengefasst. Durch die neue Verfassung erhält die Universität Fachbereiche.

1970

Oswald von Fürstenberg war der letzte Kurator der Universität Münster und anschließend ihr erster Kanzler (Pressestelle)

1980
Die Abteilung Münster der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe wird in die Universität Münster integriert.
Die Universität feiert ihr 200jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass finden zahlreiche Veranstaltungen statt.

1980 1

Besuch des Bundespräsidenten Karl Carstens während der 200-Jahr-Feier, im Hintergrund: Rektor Prof. Dr. Müller-Warmuth (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 658)

1983
Das neue Zentralklinikum wird in Betrieb genommen.

1983

 

Bettentürme der Universitätskliniken (Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 563)

1988 bis 1999
Im WS 1988/89 und in den Jahren 1996–1999 liegt die Zahl der Studierenden bei über 45.000.

1988 1999

H1 im Hörsaalgebäude am Hindenburgplatz, ca. 1980 (Foto von Egbert Heinrichs, eingereicht zum Fotowettbewerb 1980, Universitätsarchiv, Bestand 68 Nr. 1281)

2001
Es kommt zu einer grundlegenden Neuordnung der Hochschulmedizin. Die Medizinischen Einrichtungen werden als Anstalt des öffentlichen Rechts verselbständigt.

2002
Eine neue Universitätsverfassung, die die Verfassung von 1985 ersetzt, stärkt das Rektorat.

2004
Die "Abteilung Münster" der Hochschule für Musik Detmold wird als Fachbereich 15 (Musikhochschule) in die Westfälische Wilhelms-Universität (heute Universität Münster) integriert.

2007
Mit Inkrafttreten des Hochschulfreiheitsgesetztes Nordrhein-Westfalen am 1. Januar 2007 ist die Universität Münster als Körperschaft des öffentlichen Rechts selbstständig. Neu etabliert wurde ein Hochschulrat, der mit zentralen Aufgaben und Kompetenzen, wie beispielsweise der Wahl der Rektoratsmitglieder und der Zustimmung zum Wirtschafts- und Entwicklungsplan, betraut ist.


Weitere Informationen zur Geschichte der University of Münster

 

Liste der Rektoren seit 1902

Struktur der Universität 

Entwicklung der Studierendenzahlen

Universitätsarchiv