Geschichte der Universität Münster

Ein kurzer Überblick
Fürstenberg-Denkmal vor dem Gebäude des Historischen Seminars am Domplatz
Fürstenberg-Denkmal vor dem Gebäude des Historischen Seminars am Domplatz
© Uni MS - Julia Harth

Die Anfänge der Universität liegen 250 Jahre zurück. Die Idee, in Münster eine Universität zu gründen, entstand schon im 15. Jahrhundert. Konkrete Pläne gab es dann aber erst im 17. Jahrhundert, deren Umsetzung aus finanziellen Gründen und durch die Auswirkungen des 30jähri-gen Krieges verhindert wurde. Erst im 18. Jahrhundert gab es einen weiteren, diesmal erfolgreichen Anlauf. Franz von Fürstenberg, Minister des Fürstbischofs Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, glückte die Gründung der Universität. 1773 nahm sie ihren Lehrbetrieb auf, 1780 folgte ihre (vorläufige) Inauguration.

Das 18. Jahrhundert

Der ersten Universität Münster war keine lange Lebensdauer beschieden. 1803 kam Münster unter preußische, einige Jahre später unter bergisch-französische Verwaltung, um dann 1813 wieder den Preußen zugeschlagen zu werden. Die preußische Regierung entschied sich nun für die Einrichtung einer einzigen Universität in den Westprovinzen und gab 1818 Bonn den Zuschlag. Gleichzeitig wurden die Universitäten Köln und Paderborn aufgelöst und Münster zu einer Lehranstalt zurückgestuft.

Schon zu diesem Zeitpunkt begannen die Bemühungen um eine Wiedereröffnung der Universität. Kleinere Teilerfolge konnten bald errungen werden. 1832 erhielt die Theologische Fakultät das Promotions- und das Habilitationsrecht. 1843 wurde die Lehranstalt in Königliche Akademie umbenannt. Ein Jahr später erhielt auch die Philosophische Fakultät das Promotionsrecht, wobei die Naturwissenschaften noch ausgenommen waren. 1880 errichtete man schließlich ein neues Akademie-Hauptgebäude am Domplatz. Weitere Universitätsbauten, wie das Chemische, das Botanische und das Physikalische Institut, folgten bis zum Ende des Jahrhunderts und verdeutlichten eindrucksvoll den Aufstieg der Naturwissenschaften.

Kabinettsordre zur Erhebung der Akademie zur Universität durch Kaiser Wilhelm II. vom 1. Juli 1902
Kabinettsordre zur Erhebung der Akademie zur Universität durch Kaiser Wilhelm II. vom 1. Juli 1902
© Universitätsarchiv Münster

Frühes 20. Jahrhundert

Bis zur Wiedererrichtung der Universität vergingen jedoch Jahrzehnte. Im März 1902 beschloss das preußische Parlament die Einrichtung einer Juristischen Fakultät, deren Gründung Kaiser Wilhelm II. bewog, die Akademie am 1. Juli 1902 wieder in den Rang einer Universität zu erheben. Ein weiterer Ausbau der „neuen“ Universität folgte: 1906 wurde die Universitätsbibliothek errichtet, 1913 ein neues Hörsaal- und Seminargebäude. Eine Erweiterung der Fakultäten 1914 um die Evangelisch-Theologische und 1925 um die Medizinische komplettierte das Lehrangebot.

Flächenmäßig dehnte sich die Universität weiter aus. Neben den Naturwissenschaften brauchten vor allem die Kliniken neue Gebäude. In die gleiche Zeit fallen Neuerungen, die ebenfalls großen Einfluss auf die Entwicklung hatten. Im Jahr 1908 wurde der erste Allgemeine Studierenden-Ausschuss gegründet. Im gleichen Jahr erhielten Frauen in Preußen die Erlaubnis, sich als ordentliche Hörerinnen für ein Studium zu immatrikulieren.

Studierende vor dem Hauptgebäude Universität Münster am Domplatz, vor 1939
Studierende vor dem Hauptgebäude Universität Münster am Domplatz, vor 1939
© Universitätsarchiv Münster

Machtergreifung durch die Nationalsozialisten

Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war auch für die Universität Münster mit einschneidenden Änderungen verbunden. Die akademische Selbstverwaltung wurde massiv eingeschränkt, der Rektor vom Ministerium eingesetzt. Mitarbeiter der Universität, darunter viele Professoren, wurden aus „rassischen“ oder politischen Gründen entlassen. Studierende mussten ihr Studium beenden oder konnten es erst gar nicht beginnen. Einige der vertriebenen Professoren, die nicht rechtzeitig emigrieren konnten, haben die NS-Zeit nicht überlebt. So wurden der Pharmakologe Hermann Freund und der Theologe Joseph Schmidlin im KZ ermordet. Auch der Zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren. Die Stadt Münster war heftigen Luftangriffen ausgesetzt, bei denen auch viele Universitätsgebäude weitgehend zerstört wurden, so dass sich die Universität genötigt sah, Teile in andere Städte, vor allem nach Bad Salzuflen, auszulagern. Schließlich wurde der Lehrbetrieb im Wintersemester 1944/45 weitgehend eingestellt.

Wiedereröffnung der Universität Münster nach dem Zweiten Weltkrieg, 3. November 1945. Am Rednerpult: Rektor Prof. Dr. Georg Schreiber
Wiedereröffnung der Universität Münster nach dem Zweiten Weltkrieg, 3. November 1945. Am Rednerpult: Rektor Prof. Dr. Georg Schreiber
© Universitätsarchiv Münster

Die Nachkriegszeit

Nachdem zunächst Zweifel bestanden, ob die Besatzungsmächte die Wiederaufnahme des universitären Betriebes erlauben würden, konnte die Universität jedoch schon am 3. November 1945 wiedereröffnet werden. Das Schloss, das vorher Sitz des Oberpräsidiums war, wurde Hauptgebäude der Universität. Wiederaufbau und Neubau von Gebäuden führte zu einem wesentlichen Ausbau der Universität, der durch die steigenden Studierendenzahlen forciert wurde. 1948 wurde die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät von der Philosophischen gelöst, 1970 die Fachbereichsstruktur eingeführt. Erweiterungen erfuhr die Universität 1980 durch die Eingliederungen der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Abteilung Münster, und 2004 der Musikhochschule Detmold, Abteilung Münster.

Richtfest der Bettentürme des Zentralklinikums, 1980
Richtfest der Bettentürme des Zentralklinikums, 1980
© Universitätsarchiv Münster

Entwicklung zur Massenuniversität

Spätestens seit den 1960er-Jahren entwickelte sich die Universität Münster zu einer Massenuniversität und ist heute eine der größten Hochschulen Deutschlands. Das führte zu einer regen Bautätigkeit in den 1960er- und 1970er-Jahren, in denen das Naturwissenschaftliche Zentrum und das Zentralklinikum errichtet wurden. Die Universität zeichnet sich mit Sonderforschungsbereichen und Exzellenzclustern als forschungsstark aus und erreicht in Hochschulrankings immer wieder vordere Plätze.