Nachgefragt bei Wissenschaftlern der WWU:
„Was würde unserer Gesellschaft ohne Wissenschaft fehlen?“
Wissenschaft als diskursive Theoriepraxis
Es geht immer auch darum, epistemische Wahrheitsregime mit einem alternativlosen Geltungsanspruch zu vermeiden, indem grundsätzlich Wissenschaft als diskursive und fallibilistische Theoriepraxis verstanden wird. Neben Erkenntnisgewinn und Wahrheitssuche sollte aber der kommunikative und rationale Diskurs hierüber nicht vernachlässigt werden, um menschlichen Zusammenhang zu begründen und humane Orientierung anzustreben.
Für eine bessere Zukunft
Ohne die Wissenschaft gäbe es wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Menschheit.
Zugänge zur Entschlüsselung
Literatur und Film – das sind Experimentierfelder in unserem Umgang miteinander, Verarbeitungen dessen, was wünschenswert oder nicht-wünschenswert ist. Mit ihnen verhandeln wir, was uns – als Menschen und als Kultur − wichtig ist: für das Leben, für unsere Welt, für die Zukunft. Aber: Ästhetische Kommunikation ist komplex gestaltet. Die Wissenschaft schafft Zugänge zur Entschlüsselung ästhetischer Produkte und ihrer Bedeutungen und trägt damit zur Vermittlung zwischen Kunst und Gesellschaft bei.
Zweifel, Diskurs und Kommunikation bilden die Grundlage des Verstehens
Wissenschaft ist wichtig, nicht nur weil sie Wissen schafft, sondern auch wie sie Wissen schafft. Zweifel, Diskurs und Kommunikation sind erlaubt, und bilden erst die Grundlage jeden Verstehens. Daher braucht die Welt - ob Politik, Gesellschaft oder nachhaltiges Leben - Wissenschaft heute mehr denn je.
Ohne Wissenschaft herrscht Stagnation
Durch Wissenschaft entsteht Bewegung, ohne sie herrscht Stagnation. Neue Erkenntnisse durch die Wissenschaft sind entscheidend, um Antworten und Lösungen zu Herausforderungen geben zu können, die aus der Veränderung unserer Welt resultieren.
Basis für die Freiheit des Menschen
Wissenschaft generiert Wissen. Wissen liefert Erkenntnis. Erkenntnis bedeutet Aufklärung. Aufklärung wiederum bedeutet Freiheit: Freiheit im politischen Sinn, im geistigen Sinn, im biologischen Sinn. Wissenschaft ist nicht nur die Triebkraft für den Fortschritt. Sie ist die Basis für die Freiheit des Menschen!
Für die Zivilisation
Ohne Wissenschaft keine Zivilisation.
Die produktivste Form des Zweifelns
Ohne die Wissenschaften fehlte uns die produktivste Form des Zweifelns an all den vermeintlichen Gewissheiten.
Leere ohne Wissenschaft
Ohne "die Wissenschaft" sind unsere Hochschulen leer – inhaltsleer, wenn Forschungsgegenstände nicht adressiert werden, und menschenleer, wenn niemand daran arbeitet, zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen, diese zu verstehen und zu vermitteln, zu diskutieren und zu reflektieren.
Wissenschaft statt politisch instrumentalisierbarer Ideologie
Ich bin in einem arabischen Land aufgewachsen, in dem es abgelehnt wurde, sich mit dem Islam als Wissenschaft auseinanderzusetzen, dadurch wurde er zu einer leicht politisch instrumentalisierbaren Ideologie. Theologie als Wissenschaft ermöglich es hingegen, Religionen rational zu reflektieren. Nur so können wir unsere Gesellschaft vor ideologischen Formen von Religionen schützen.
Das Leben verstehen
Nur Wissen schafft die Möglichkeit, das Leben zu verstehen. Dies ist im wahrsten Sinne lebenswichtig, denn es erklärt gleichermaßen die Schönheit der belebten Natur und stellt auch den Schlüssel für die moderne Medizin dar.
Grundlage der Demokratie
Wissenschaft ordnet unsere komplexe Welt. Sie erklärt sie auf allgemein verständliche Weise und bietet uns daher verlässliche Orientierung. So bildet sie eine wichtige Grundlage unserer Demokratie.
Neue Ära der Aufklärung
In der Medienlinguistik unterziehen wir „Fake News“ oder tendenziöse öffentliche Diskurse einer kritischen Prüfung nach streng objektiven Parametern hinsichtlich ihrer logischen Kohärenz und ihrer Korrespondenz zu empirisch überprüfbaren Fakten. Im Zuge der digitalen Revolution sollte jede/r einzelne täglich diese wissenschaftliche Perspektive einnehmen, um den Überblick in unserer hochkomplexen Medienlandschaft nicht zu verlieren. Es bedarf einer neuen Ära der Aufklärung im Sinne eines digitalen „Sapere Aude!“. Dass eine zeitgemäße Wissenschaft auch finanziell unabhängig sein muss, um nicht zum Sprachrohr von Agitatoren in öffentlichen Machtdiskursen zu werden, ist die Voraussetzung.
Für die Zukunft
Eine Gesellschaft ohne Wissenschaft verliert ihre Zukunft.
Förderung von Weltoffenheit
Wissenschaft ist die Instanz, die nach Wahrheit sucht. Sie ist in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft für die Bereitstellung des jeweils besten verfügbaren Wissens verantwortlich; ihre Erkenntnisse erfordern und fördern Diversität und Offenheit. Weil Wissenschaft international ist, fördert sie zugleich Weltoffenheit und kulturelle Vielfalt. Das macht die Wissenschaft so wichtig für die Gesellschaft und die Demokratie.
Alles, was die Gesellschaft ausmacht
Alles, jedenfalls alles, was den Menschen und eine menschliche Gesellschaft ausmacht!
Komplexes Denken lehren
Es reicht nicht aus, das Gute zu wollen; man muss auch in der Lage sein zu analysieren, welche Wahrscheinlichkeit es hat, sich durchzusetzen. Komplexes Denken, Nüchternheit, Möglichkeitssinn – das kann Wissenschaft lehren.
Zusammenspiel von Demokratie und Wissen
Wissenschaft ohne Demokratie leidet! Demokratie ohne Wissenschaft aber auch!
Kritischer Blick auf uns selbst
Ohne die Wissenschaft würde unserer Gesellschaft ein kritischer Blick auf sich selbst fehlen. Egal ob theoretische Denkmodelle, empirische Daten oder überregionale oder internationale Forschungsaktivitäten – Wissenschaft zwingt uns zum Hinterfragen unserer alltäglichen Handlungen und bietet einen oft unbequemen, manchmal störenden, aber auf jeden Fall erhellenden Blick auf unser Leben.
Entwicklungen in der Anwendung
Zunächst denke ich an Entwicklungen in der Anwendung, die den Menschen und allen Teilen der Gesellschaft Erleichterungen verschaffen. Besonders überzeugend ist dieses beim medizinischen Fortschritt. Wissenschaft ist ein besonderer Teil der Kultur des Menschen, der in sich eine Wertigkeit hat. Die Neugierde, Neues zu erfahren und Verborgenes kennenzulernen, bewegt die Menschheit, hält sie lebendig. Nicht zuletzt schenkt uns die Wissenschaft objektive Methoden und Kenntnisse, die von Einzelnen an die Nächsten und aus einer Gesellschaft an die nächsten Generationen weitergegeben werden.
Nachdenken über das Ohne
Ohne Wissenschaft keine Klarheit über die Ursachen von Krankheiten. Ohne Wissenschaft keine neuen, wirksamen Therapien. Ohne Wissenschaft keine Heilung.
Kaum vorstellbar
Man stelle sich einfach vor, wie unsere Welt ohne die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse aussehen würde und wie wir leben und denken würden.
Wacklige Beine
Ohne Wissen(schaft) steht Meinung auf wackligen Beinen.
Denkgewohnheiten in Frage stellen
Für mich bedeuten wissenschaftliche Daten, Berichte, Informationen, gerade auch, wenn sie aus einer anderen Disziplin als der meinen kommen und ich sie nicht immer sofort verstehe und einordnen kann, eine notwendige Herausforderung. Sie zwingen mich, meine Denkgewohnheiten in Frage zu stellen und davon profitiert nicht zuletzt auch meine eigene Forschung!
Große Verantwortung
Wissenschaft ist die Basis für evidenzbasierte Erkenntnisse und damit die Grundlage für gesellschaftlich relevante Entscheidungen. Ohne Wissenschaft, durch ihren Missbrauch oder ohne Vertrauen in die Wissenschaft übernehmen Meinungen oder gedachte Erkenntnisse diese Rolle – mit schwerwiegenden Folgen. Gerade in Bezug auf gesellschaftliches Vertrauen und Akzeptanz haben Universitäten als Ausbildungs- und Wirkungsstätte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine große Verantwortung.
Unerlässliches Korrektiv
Egal, ob dieser Zuwachs tatsächlich existent oder nur gefühlter Natur ist, in Zeiten von Populismus und „Fake News“ stellt wissenschaftliche Forschung ein für die Gesellschaft unerlässliches Korrektiv dar. Durch objektive Forschung werden getätigte Aussagen falsifiziert oder überhaupt erst auf ein fundiertes Grundgerüst gestellt: Phrasen werden als solche entlarvt oder zu Fakten.