(C2-3) Transzendente Gemeinschaftsstiftung in einer multireligiösen Gesellschaft: Die USA 1945-2005
In den USA ist Religion trotz der strikten Trennung von Staat und Kirche allgegenwärtig. Während die Präsenz von Religion in der Politik in theoretischer Form – als Konzept der Zivilreligion – hauptsächlich von Religions- und SozialwissenschaftlerInnen erforscht wurde, fehlen empirische Studien. Nachdem in der ersten Clusterphase patriotische Feiern und Festtage untersucht wurden, analysiert das Projekt in der zweiten Clusterphase Wahlkämpfe und Inaugurationen als konfliktträchtige Situationen und integrationsstiftende Zusammenhänge. Die Projektleiterin analysiert, welche zivilreligiösen Elemente die Funktionen von Inaugurationsfeierlichkeiten als friedlichen Ritualen der Machtübertragung, als Zeremonien zur nationalen Integration und als Mechanismen zur Legitimierung des neuen Präsidenten und seines Programms unterstützen und wie sich diese im Laufe der Zeit veränderten. In einem weiteren Projektteil soll untersucht werden, ob über Zivilreligion auch in Konfliktsituationen wie Wahlkämpfen in der multireligiösen US-amerikanischen Gesellschaft transzendente Gemeinschaft gestiftet werden konnte. Auch die Rolle von Religionsgemeinschaften und der Faktor Geschlecht finden Beachtung. Evtl. sollen auch studentische Protestbewegungen in und Commencements (College-Abschlüsse) miteinander verglichen werden, um Unterschiede in Formen, Funktionen und Grad der Nutzung von Zivilreligion in den Teilbereichen politisches System und Bildungssektor festzustellen. Chronologische Schwerpunkte sind die Anfänge des Kalten Krieges, die 1960er und frühen 1970er Jahre sowie der Aufstieg der christlichen Rechten; das Projekt endet mit den ersten Auswirkungen des 11. Septembers und der Wiederwahl von George W. Bush.
Das Projekt ist Teil der Arbeitsplattform F Transkulturelle Verflechtungen und der Projektgruppe C Umgang mit Multireligiosität.