(B2-15) Konversion im Mittelalter. Zur ordnungsstiftenden Funktion eines kulturellen Narrativs
Das Projekt untersucht aus kulturhistorischer Perspektive den Phänomenbereich der Konversion im Mittelalter. Unter Konversion wird mit Blick auf das im Mittelalter Normativität beanspruchende biographische Muster der paulinischen Wende bzw. des augustinischen Bekehrungserlebnisses eine Figur der Radikalisierung verstanden, die häufig als medial gesteuerter Plötzlichkeitseffekt – man denke an die paradigmatische Lektüreerfahrung des Augustinus – in Erscheinung tritt. Sie äußert sich (durchaus auch als kollektives Phänomen) als forcierte Wende innerhalb des eigenen religiös-kulturellen Systems oder aber als Übertritt von einer Religion/Konfession zu einer anderen. Konstitutiv für die unterschiedlichen Ausprägungen aller Konversionen im religiösen Diskursfeld sind offenbar Konversionserzählungen, ja man kann diesen Zusammenhang dahingehend zuspitzen, dass es keine Konversion ohne Konversionserzählung gibt. Konversion als Erzählmuster und Konversion als Kulturmuster sind unentwirrbar ineinander verflochten. Insofern manifestiert sich in ihnen ein kulturelles, Diskurse und Praktiken umspannendes Narrativ.