Arbeitsgruppe „Zivilreligion, Religion und Nation im 19. und 20. Jahrhundert“ (bis 2012)
Auch in der Moderne sind Religion und Politik auf vielfache Weise miteinander verflochten. Mit der Aufklärung und Epocheneinschnitten wie der Amerikanischen oder der Französischen Revolution entstanden neue Konfigurationen von Religion und Politik. Die AG fragt nach deren typischen Ausprägungen sowie nach Funktionen und Wirkungen von traditioneller Religion, Zivilreligion und politischer Religion für die moderne Gesellschaft. Eine zu belegende These geht davon aus, dass Politik zur Erzeugung von Legitimität und zur Stiftung von Gemeinschaft nicht ohne religiöse Sprache und Bilder auskommt. Im Prozess der Entstehung einer neuen politischen Kultur nutzte man weiterhin die traditionelle, religiös geprägte Symbolsprache, die häufig verweltlicht und durch andere Traditionen ergänzt wurde.
Besonderes Interesse gilt der Frage, welche Rolle Religionen im Prozess der Entstehung von Nationalstaaten und modernen Imperien gespielt haben, sowie in welchem Verhältnis traditionelle Religionen, Zivilreligionen und politische Religionen im 19. und 20. Jahrhundert zueinander standen. Eignen sich die theoretischen Erklärungsangebote der Politikwissenschaft, der Philosophie und der Soziologie als Grundlage einer historischen bzw. literaturwissenschaftlichen Untersuchung der Bindungen zwischen Religion und Macht in der (beginnenden) Moderne? Neben der gemeinsamen Lektüre von theoretischen Texten sollen in der AG regime- und raumübergreifende Fallbeispiele aus der Projektarbeit diskutiert werden.