1. Worin besteht der Bedarf nach frühkindlicher Bildung?



Bedarf.
In Kindertageseinrichtungen ist der Bedarf nach Bildung stetig gewachsen. Einen hohen Bedarf zeigen  insbesondere Kinder,

die ganztägig in der Einrichtung betreut werden,

  • in deren Familien Deutsch nicht als Erst- bzw. Hauptsprache gesprochen wird,
  • die besondere Begabungen oder – im Zuge der Inklusion – auch einen besonderen pädagogischen Unterstützungsbedarf mitbringen
  • deren familiäres Umfeld nur wenige Anregungen bereitstellt, die auf die Bildungssprache und den Umgang mit Texten (frühe Literacy) zielen,
  • die mit mehrfachen Entwicklungsrisiken aufwachsen (z. B. Armut und Alleinerziehung und Migrationshintergrund) und deren Resilienz gestärkt werden muss.

Die Reaktion der Bildungspolitik auf den zunehmenden Bildungsbedarf bestand u. a. in der Ausarbeitung von Bildungsplänen durch die Bundesländer, die auf dem gemeinsamen Rahmenplan der Jugend- und Kultusminister von 2004 fußen.

Bildungsbereiche. Nach diesen Bildungsplänen sollen alle Kinder Bildungsmöglichkeiten in folgenden Bereichen erhalten (Rahmenplan S. 4):

  • sozial-emotionale und personale Entwicklung sowie Werteerziehung
  • Körper, Bewegung und Gesundheit
  • Kommunikation, Sprache, Schrift
  • Natur und (inter-) kulturelle Umwelten
  • mathematische Basiskompetenzen
  • musische Bildung und Umgang mit Medien

Ansatzpunkt der Bildungsangebote sind die primären Erfahrungen, die Kinder aus ihren familiären, (inter-)kulturellen Lebensbezügen mitbringen. An diese Erfahrungen sollen pädagogische Fachkräfte anknüpfen und Lernarrangements so gestalten, dass durch diese Angebote Kinder gleichzeitig in mehreren Bildungsbereichen angesprochen und gefördert werden. (Prinzip der ganzheitlichen Förderung, Rahmenplan S. 3f). Kinder mit besonderer Begabung und Kinder mit Entwicklungsrisiken sollen zusätzlich spezifisch gefördert werden.

Fördermittel des Elementarbereiches stellen im Unterschied zu schulischen Lernformen entwicklungsangemessene spielerische Aktivitäten dar, die von Erwachsenen begleitet und auch angeleitet werden (Pädagogische Grundprinzipien, Rahmenplan S. 6).

Systematische Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Entwicklungsprozesse sind einerseits notwendig, um eine entwicklungsangemessene Passung zwischen Angebot und individuellem Bildungsbedarf herstellen zu können. Gleichzeitig ermöglicht die systematische Bildungsdokumentation eine interne und externe Evaluation der eigenen pädagogischen Arbeit und liefert die notwendigen Informationen für die vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit mit Eltern, externen Förderstellen und der Grundschule (Pädagogische Arbeit / Qualitätsentwicklung, Rahmenplan S. 5).

Betrachtet man diesen Katalog an Aufgaben, wird deutlich, dass mit elementarer Bildung hohe Anforderungen an das Personal verbunden sind.

Was fehlt: Die derzeit vorliegenden Bildungspläne machen jedoch keine systematischen Aussagen darüber, welche professionellen Mitteln für ein Gelingen des elementaren Bildungsauftrags benötigt werden.