Zur Theorie des Vergleichs
Man möchte meinen, der Vergleich sei nicht nur der Namensgeber, sondern auch das grundlegende Arbeitsfeld literaturwissenschaftlicher Komparatistik, deren multilaterales Korpus mittels dessen vor allem durch Klassifizierung und (Ein-)Ordnung strukturiert würde. Er sei dementsprechend ein Signum von deren elementarem Weltzugriff und gebe den Komparatisten damit ein unabdingbares Werkzeug, nicht nur im ‚klassischen‘ Rahmen der Einflussforschung, sondern auch über Kontextanalogien, ahistorisch struktural, rezeptionsvergleichend oder gar anhand einer wissenschaftlich motivierten Literaturkritik Publikation über Publikation zu produzieren. Doch ist der Vergleich, dem nicht wenige zuschreiben, er entbehre jedweder Methodik, nur geringfügig systematisch erfasst. Theoretisch wird er vielerorts problematisiert, gleichwohl findet sich selten eine klare Kategorisierung oder Typisierung – mit Ausnahme von Ďurišins klassischer Dichotomie. Jüngst ist es v.a. Heidmann, deren Differenzierungsvergleich, ‚une comparaison différentielle‘, verschiedener Texte und Korpora eine spezifische Theorie liefert. Gegenüber dem Gros komparatistischer Theoretisierungen gehen ihre Erwägungen zum Vergleich tatsächlich mit praktischer Umsetzung einher und erweisen sich nicht allein daher als die fruchtbarsten im kontemporären Diskurs. In der literaturwissenschaftlichen Praxis jedoch findet sich demgegenüber eine äußerst heterogene Vielzahl verschieden motivierter und entsprechend realisierter Vergleiche. Auf diesem disparaten, paradox anmutenden Umstand fußt das geplante Dissertationsvorhaben: Es soll eine Theorie des Vergleichs als einer hermeneutischen Operation der Literaturwissenschaft liefern.
Fach: Romanistik/Komparatistik