Dr. Kirstin Frieden (geb. Schmidt)


 

Kirstin Frieden

Neuverhandlungen des Holocaust - Mediale Transformationen des Gedächtnisparadigmas

Erschienen 01/2014 beim transcript Verlag (Informationen des Verlags zur Publikation finden Sie hier).



„Raus aus dem Wort-Knast“ (Thomas Meinecke).

Immer wieder wird behauptet, dass die heutige junge Generation, die so genannte dritte bzw. vierte Generation nach Holocaust und Nationalsozialismus, die erste sei, die sich aus einer kritischen Distanz heraus und ohne die Belastung durch ein zerstörtes, traumatisches Gedächtnis der deutschen Vergangenheit annehmen und frei über sie sprechen kann. Dies gilt umso mehr für die Autoren und Künstler dieser Generation, die sich in ihrer Vermittler- und Sprachrohrfunktion ganz an den Anforderungen und Bedürfnissen ihrer eigenen Gegenwart orientieren und dennoch eine „erinnerungskulturelle Verantwortung“ wahrnehmen.
Die Gegenwart ist zunehmend bestimmt von einem demographischen Wandel durch den Wegfall der Augenzeugengeneration, einem sozialen Wandel durch Migration und Globalisierung und nicht zuletzt durch einen Medienwandel in Folge immer neuer digitaler, vor allem Internet-Medien, welcher zwar kein exklusives Problem für die Vermittlung der Vergangenheit darstellt, diese aber verändert, ebenso wie er die Gesellschaft formt, die sich heute von einer Aufmerksamkeits- und Eventkultur beeinflusst zeigt. Wie diese Entwicklungen nun zusammengehen und wie neue mediale Auseinandersetzungen mit dem Holocaust und dem Nationalsozialismus heute und in Zukunft aussehen können, untersucht diese Arbeit fernab „literaturwissenschaftlicher Trampelpfade“ anhand unterschiedlicher Mediensegmente wie neben der Literatur z.B. auch Performances, Neue Medien oder Comedy. Ziel ist es, neue Modi eines Sprechens über den Holocaust und neue Formen und Formate einer Erinnerungskultur zu finden, die das nach wie vor manifeste Gedächtnisparadigma verändern, es medial transformieren und ein Durchbrechen des dogmatischen „Wortknasts“ ermöglichen.
Abseits literaturwissenschaftlicher Trampelpfade untersucht Kirstin Frieden Formate unterschiedlicher Mediensegmente wie Performances, Comedy und Neue Medien (z.B. Facebook und YouTube). Sie diagnostiziert neue Möglichkeiten des Sprechens über den Holocaust sowie einer Erinnerungskultur, die das manifeste Gedächtnisparadigma medial transformiert.

Fach: Germanistik, Neuere deutsche Literatur
Betreuer/innen: Prof. Dr. Cornelia Blasberg, Prof. Dr. Achim Hölter, Prof. Dr. Aleida Assmann

Lebenslauf

 
seit 03/2015 Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am NS-Dokumentationszentrum München
10/2008 - 05/2013 Doktorandin der Graduate School Practices of Literature
10/2009 - 10/2011 Stipendiatin der FAZIT Stiftung, gemeinnützige Stiftung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
04/2000 - 07/2007 Magisterstudium an der WWU Münster (Deutsche Philologie, Komparatistik, Neuere und Neueste Geschichte); Magisterarbeit zu "Ruth Klügers Erinnerungskonzept im Dialog mit der deutschen Erinnerungskultur des Holocaust
1999 Abitur
1980

geboren

Publikationen

 
  Frieden, Kirstin: „Meine Freundin, Anne Frank“ – Zur Medialisierung der Ikone Anne Frank. In: Seibert, Peter (Hg.): Die Medialisierung von Anne Frank. Geplante Veröffentlichung im Metropol Verlag: Frühjahr 2014, S. 117-135.
  Frieden, Kirstin: Freundschaft mit einem Holocaustopfer – Möglichkeiten und Grenzen der Erinnerungskultur in den neuesten Medien und am Beispiel Facebook. In: Mediale Kontrolle unter Beobachtung, Online-Zeitschrift, hrsg. von Stephan Packard, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/ Medienkulturwissenschaft.
Frieden Cover Frieden, Kirstin: Neuverhandlungen des Holocaust – Mediale Transformationen des Gedächtnisparadigmas. In: Erinnerungskulturen/ Memory Cultures, hrsg. von Aleida Assmann, Birgit Schwelling und Natan Sznaider. transcript Verlag. Bielefeld 2014.
  Frieden, Kirstin: Nach den Familiengeschichten. Wie die Postmemory-Generation den Holocaust medial neu verhandelt. In: von Keitz, Ursula/ Weber, Thomas (Hg.): Mediale Transformationen des Holocaust. Avinus Verlag. Berlin 2013. S. 275-299.
  Frieden, Kirstin: Bloggen für die Vergangenheit? Über Narrative und Spontanquellen zum Holocaust. In: Historyblogoshere.org. Bloggen in den Geschichtswissenschaften. Ein Open-Peer-Review Projekt des Oldenbourg Verlags München, http://historyblogosphere.oldenbourg-verlag.de .
  Frieden, Kirstin: Le monument virtuel – le lieu de mémoire future? In: Trautmann-Waller, Céline (Hg.): Le monument en debat. Geplante Veröffentlichung in Editions de la Maison des Sciences de l'Homme: Sommer 2015.
  Frieden, Kirstin: Erinnerungskultur in den neuen Medien. In: Fischer, Torben/ Lorenz, Matthias N. (Hg.): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945. 2. Auflage. Geplante Veröffentlichung im Transcript Verlag: Juni 2015.
  Schmidt, Kirstin: Erinnerungskultur 2.0: Narrative Transformationen des Holocaust in den digitalen Medien und auf Facebook. In: Nünning, Ansgar/ Rupp Jan (Hg.): Narrative Genres im Internet: Theoretische Bezugsrahmen, Mediengattungstypologie und Funktionen. Handbücher zur Medien- und Kulturwissenschaft. Wissenschaftlicher Verlag Trier. Trier 2012. S. 313-333.

Vorträge & Veranstaltungen

 
21.01.2015 "Daumen hoch für Anne Frank" – Wie die sozialen Medien den Umgang mit dem Holocaust verändern. Web-Seminar, Agentur für Bildung, Geschichte, Politik und Medien e.V., http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/Veranstaltung-Web-Seminar/12165 
03.-06.12.2014 Digitalisierung und kein Ende? Wie der Holocaust zu YouTube kam. Vortrag auf der internationalen Simon Wiesenthal Konferenz „Völkermord zur Primetime. Der Holocaust im Fernsehen“, Simon Wiesenthal Institut/ ORF Wien
09.11.2014 "Neuverhandlungen des Holocaust". Keynote-Vortrag auf der Konferenz "Neuverhandlungen des Holocaust. Neue Generationen, neue Medien, altes Thema?" der Graduate School Practices of Literature, WWU Münster
06/2012 Das virtuelle Denkmal – Gedächtnisort der Zukunft? Vortrag auf der internationalen Tagung „Streit ums Denkmal. Theorie und Praxis des Monuments in Deutschland und Österreich seit 1945. 07.-09.06.2012, Deutsches Forum für Kunstgeschichte/ Université Sorbonne Paris.
12/2011 Freundschaft mit einem Holocaustopfer. Möglichkeiten und Grenzen der Erinnerungskultur in den neuesten Medien und am Beispiel Facebook. Vortrag auf der interdisziplinären Tagung „Neueste Medien unter Kontrolle? Medien- und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die strittige Neugestaltung unserer Kommunikation“, 08.-10.12.2011, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
05/2011 Erinnerungskultur 2.0? Narrationen des Holocaust zwischen traditionellen Erinnerungsmedien und ihrer (multi-)medialen Neuverortung. Vortrag auf der Konferenz „Narrative Genres im Internet und in anderen Neuen Medien“, 04.-05.05. 2011, Justus-Liebig-Universität Gießen.
06/2011 Was kommt nach dem Familien-/ Generationenroman? Wie die dritte und vierte Generation den Holocaust medial verhandelt. Vorlesung im Rahmen der internationalen Ringvorlesung „Mediale Transformationen des Holocaust“, 23.06.2010, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn