Details zur Dissertation
Frauenzeitschriften aus der Sicht ihrer Leserinnen – Die Rezeption von Brigitte im Kontext von Biografie, Alltag und Doing Gender
Die Studie beschäftigt sich mit der Rezeption der klassischen Frauenzeitschrift Brigitte. Sie fragt danach, wie bei der Aneignung Bedeutungen konstituiert werden. Damit beschreitet sie neue Wege in der Frauenzeitschriftenforschung, indem sie erstmals die Beziehung zwischen Gesellschaft, Geschlecht und Frauenzeitschriftenlektüre thematisiert. Theoretisch fundiert werden drei Ebenen der Rezeption erarbeitet: Die Studie untersucht Frauenzeitschriftenlesen als lebensgeschichtlichen Prozess, im Kontext von Alltag und Alltagshandeln sowie die (De-)Konstruktion von Geschlecht bei der Rezeption. Ihr liegt die Idee zugrunde, dass sich die Analyse der Aneignung von Frauenzeitschriften für die Untersuchung geschlechtsgebundenen Medienhandelns und zum Nachvollziehen von (Un-)Doing-Gender-Prozessen besonders eignet, weil in dem Medienangebot gesellschaftlich geteilte Entwürfe von Weiblichkeit und geschlechtsgebundene Interessen explizit thematisiert werden.
In einem qualitativen Design wurden medienbiografische Befragung, Leitfadeninterview und Copytest trianguliert. Auf Basis von 19 Tiefeninterviews mit Leserinnen von Brigitte entstand eine detaillierte ethnografische Analyse der Aneignung von Frauenzeitschriften in unterschiedlichen biografischen und sozialen Kontexten. Die Befunde leisten einen einzigartigen Einblick in die Bedeutung geschlechtsgebundenen Medienhandelns. Sie machen deutlich, dass die Leserinnen das Medium als „Kompendium weiblicher Alltagskultur“ verstehen. Gender wird während der Rezeption performativ zum Ausdruck gebracht. Seine (De-)Konstruktion bestätigt sich als produktives, nicht aber als subversives Moment der Rezeption: Weiblichkeit wird aufgewertet, Zweigeschlechtlichkeit und damit auch Machtverhältnisse und Hierarchien werden jedoch fortgeschrieben.