Sarah Lejeune, M.A.
Robert-Koch-Straße 29
D-48149 Münster
Deutschland
sarah.lejeune@uni-muenster.de
  • Vita

    seit 10/2013
    Promotionsstudium:
    Stipendiatin im DFG-Graduiertenkolleg „Literarische Form. Geschichte und Kultur ästhetischer Modellbildung“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
    10/2011 - 09/2013
    Aufbaustudium der Germanistik und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster – vorbereitende Studien zum Dissertationsprojekt
    2007
    Roman Kind im Nebel (Wiesenburg Verlag)
    10/2004 - 07/2011
    Studium der Germanistik, Anglistik und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
    2002
    Gedichtband patricius (Wiesenburg Verlag)
    seit 2001
    zahlreiche Veröffentlichungen (Lyrik, Prosa und Essay) in diversen Literaturzeitschriften
  • Dissertationsprojekt

    Arbeitstitel: Was ist Selbstreferentialität? Zum Spannungsverhältnis von Zeichenform und Zeicheninhalt

    Abstract:

    Der Terminus der Selbstbezüglichkeit wird in der literaturwissenschaftlichen Forschung oftmals selbstverständlich in Bezug auf moderne und postmoderne literarische Werke – insbesondere auf symbolistische und surrealistische Texte – angewandt und nicht weiter hinterfragt. Formulierungen wie „semantische Askese“ (Paul de Man), „intentionsloses Sprechen und Schreiben“, „Destruktion von Bezeichnungszusammenhängen“ (Thomas Sparr), „Inkommunikativität“ (Hermann Korte), „Sprechen über Sprache“ (Wolfram Groddeck), „Überdeterminierung des Signifikanten“ (Petra Leutner), „Spiel aufeinander verweisender Signifikanten“ (Jacques Derrida), „Identität von Signifikant und Signifikat“ (Monika Schmitz-Emans) oder „sinnentbundenes Tönen“ (Hugo Friedrich) werden häufig unter dem Begriff der Selbstreferentialität subsumiert. Auch der von den französischen Symbolisten Charles Baudelaire und Stéphane Mallarmé geprägte Begriff der poésie pure sowie die Bezeichnung „absolute Dichtung“ oder „l’art pour l’art“ werden in der Forschungsliteratur unvermittelt mit dem Terminus „Selbstreferentialität“ in Verbindung gebracht. Aus dem unterschiedlichen Gebrauch des Begriffs und der damit einhergehenden terminologischen Unklarheit resultiert die Frage danach, was genau mit der Aussage, ein Text sei selbstreferentiell, gemeint ist. Das Dissertationsprojekt soll eine Klärung dieser Problematik leisten, wobei folgende zentrale und erkenntnisleitende Fragen zu beantworten sind:

    Ist Selbstreferentialität als absolute semantische Leere zu betrachten? Kann ein Text selbstreferentiell sein und dennoch beziehungsweise gleichzeitig einen Bezug zur Realität herstellen? Es ist anzunehmen, dass selbstreferentielle dichterische Sprache letztlich doch der Bedeutungsfreiheit entbehrt, da Selbstbezüglichkeit die Möglichkeit eines klaren Bezugs – nämlich der Sprache auf sich selbst – impliziert. In Frage steht, ob ein Text selbstreferentiell ist, wenn die Wörter, aus denen er konstruiert ist, ihre Mitteilungsfunktion verlieren. Darüber hinaus muss untersucht werden, ob Selbstreferentialität sich als Funktionslosigkeit und somit als Autonomie der Sprache definieren lässt. Ist ein Text selbstbezüglich, wenn er keine syntagmatischen Zusammenhänge aufweist? Vor diesem Hintergrund ist zu erörtern, ob Unverständlichkeit ein Konstitutionskriterium für einen selbstbezüglichen Text ist. Zudem ist zu diskutieren, ob es sich bei einem selbstreferentiellen Text um eine Bezugnahme der sprachlichen Zeichen auf sich selbst handelt, oder ob der Text sich auf bestimmte ästhetische Normen bezieht, auf die bestimmte Texte Bezug nehmen. Ist der Begriff der Selbstreferentialität überhaupt dazu geeignet, um ein spezielles literarisches beziehungsweise sprachliches Phänomen – oder einen speziellen Modus der Zeichenverwendung – zu benennen, oder sollte hierfür eher der Terminus „Selbstreflexivität“ benutzt werden?

    In der Dissertation spielt nicht nur die theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff der Selbstbezüglichkeit, sondern auch das systematische Erfassen verschiedener Erscheinungsformen von Selbstreferenz eine zentrale Rolle. Folglich soll mittels einer intensiven zeichentheoretisch orientierten Analyse diverser Texte von Arthur Rimbaud, Rainer Maria Rilke, Hugo Ball, James Joyce, Gottfried Benn, Paul Celan und Ernst Jandl das Phänomen der Selbstreferentialität veranschaulicht werden.