Kardinal Karl Lehmann, Prof. DDr. DDr. h.c.

Mitarbeit beim Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte 1967

† 11.03.2018

aus Wikipedia vom 17.08.2015:

Karl Kardinal Lehmann (* 16. Mai 1936 in Sigmaringen) ist seit 1983 Bischof von Mainz. Von 1987 bis 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Lehmann wurde 2001 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben.

Leben
Studium, Priesterweihe, Professur
Karl Lehmann wurde in Sigmaringen geboren und verbrachte seine Kindheit in Veringenstadt, wo sein Vater Karl Lehmann Volksschullehrer war. Die Mutter Margarete war ausgebildete Buchhändlerin. Seine Grundschulzeit, 1942 bis 1945, verbrachte er an der Grundschule Liggersdorf. Mit dem Eintritt ins Hohenzollern-Gymnasium Sigmaringen trat er auch in das damalige Erzbischöfliche Studienheim St. Fidelis in Sigmaringen ein. Nach der Schulzeit studierte Lehmann von 1956 bis 1964 Philosophie und Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er im dortigen Germanicum-Hungaricum lebte. Er wurde 1963 in Rom durch Julius Döpfner zum Priester geweiht. Primiz feierte er zunächst in San Saba und dann auch in Veringenstadt.
1962 wurde Lehmann von der Päpstlichen Universität Gregoriana im Fachgebiet Philosophie mit einer Dissertation zum Thema Vom Ursprung und Sinn der Seinsfrage im Denken Martin Heideggers promoviert. Beim II. Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 war er als Mitarbeiter des Theologen Karl Rahner tätig, dessen wissenschaftlicher Assistent er zunächst (1964–1967) am Seminar für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, später (1967) am Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster war. 1967 wurde Karl Lehmann schließlich von der Gregoriana im Fachgebiet Theologie mit einer Arbeit zum Thema Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift – Exegetische und fundamentaltheologische Studien zu 1 Kor 15, 3b–5 promoviert und wurde durch den Freiburger Erzbischof Hermann Schäufele endgültig für die wissenschaftliche Laufbahn freigestellt.
1968 erfolgte ein Ruf auf den Lehrstuhl für Dogmatik II der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Da Lehmann in Deutschland weder promoviert worden war noch sich habilitiert hatte, war die Berufung mit einem rechtlichen formalen Problem verbunden. Mit Hilfe eines externen Gutachtens des Tübinger Dogmatikprofessors Joseph Ratzinger konnte die Lehrbefähigung Lehmanns, die Venia Legendi, an der Mainzer Fakultät bestätigt werden. Seit 1971 war Lehmann Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Am 26. März 1979 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. den Titel Ehrenprälat Seiner Heiligkeit.

Bischof und Kardinal
Am 3. Juni 1983 wurde Lehmann vom Mainzer Domkapitel zum Bischof gewählt und infolgedessen am 23. Juni 1983 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Mainz ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm sein Amtsvorgänger, Hermann Kardinal Volk, am 2. Oktober desselben Jahres im Mainzer Dom; Mitkonsekratoren waren Wolfgang Rolly, Weihbischof in Mainz, und Oskar Saier, Erzbischof von Freiburg. Sein Wahlspruch State in Fide („Steht fest im Glauben“) entstammt dem 1. Brief des Paulus an die Korinther (1 Kor 16,13 EU).
Nachdem er seit 1985 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war, wurde er am 22. September 1987 zum Vorsitzenden gewählt. In den Jahren 1993, 1999 und 2005 wurde er jeweils für weitere sechs Jahre in diesem Amt bestätigt. Die letzte Wahl erfolgte auf der Vollversammlung der Bischöfe am 20. September 2005 in Fulda. Am 15. Januar 2008 gab er bekannt, dieses Amt am 18. Februar 2008 niederzulegen.
Am 21. Januar 2001 verkündete Papst Johannes Paul II. die Namen von 37 Priestern, die zur Kardinalskreierung im Konsistorium am 21. Februar vorgesehen waren und kündigte an, in Kürze die Namen weiterer Kardinäle in pectore bekannt zu geben. Diese Ankündigung setzte er am 28. Januar 2001 um und benannte zwei Kardinäle in pectore sowie die Namen von fünf weiteren Priestern, die er in pectore zur Ernennung im Konsistorium am 21. Februar vorgesehen hatte, darunter auch Karl Lehmann. Lehmann wurde im Rang eines Kardinalpriesters mit der Titelkirche San Leone Magno während des Konsistoriums vom 21. bis 23. Februar 2001 zusammen mit 41 weiteren neu ernannten Kardinälen feierlich in sein Amt eingeführt. Er nahm nach dem Tod des Papstes am Konklave 2005 teil.
Papst Benedikt XVI. nahm sein bei Vollendung des 75. Lebensjahres aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch bis auf weiteres nicht an. In einem Interview im Sommer 2015 deutete Lehmann an, dass er mit Vollendung des 80. Lebensjahres im Mai 2016 aus dem Amt scheiden werde. Er ist der 87. Nachfolger des heiligen Bonifatius auf dem Mainzer Bischofsstuhl.
Nach dem Rücktritt Benedikts XVI. nahm Kardinal Lehmann am Konklave 2013 teil. Die Wahl des neuen Papstes Franziskus begrüßte er und sprach von einem „Neubeginn“. Er stellte sich auch hinter den Papst und verteidigte seine Vorgehensweise zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur.
Seine Amtszeit ist die drittlängste in der Geschichte des Bistums Mainz. Nur Lothar Franz von Schönborn und Willigis waren länger im Amt.

Titel
Der offizielle Titel Lehmanns seit seiner Ernennung zum Kardinal lautet:
Seine Eminenz Karl Kardinal Lehmann, Kardinalpriester der Hl. Römischen Kirche, durch Gottes Barmherzigkeit und des Heiligen Apostolischen Stuhles Gnade, Bischof des Heiligen Stuhles von Mainz.
Akademisch: Karl Lehmann ist Honorarprofessor der Universitäten Mainz und Freiburg i.Br. Er wurde zum Dr. phil. und Dr. theol. promoviert und ist Träger von zahlreichen Ehrendoktorwürden (s.u.). Der Kardinalstitel ersetzt alle weltlichen Namensvorsätze, so dass sie nicht eigens genannt werden, wenn „Kardinal“ vor dem Namen steht.

Schriften
Vom Ursprung und Sinn der Seinsfrage im Denken Martin Heideggers. Versuch einer Ortsbestimmung. Diss. phil. (masch.). Pont. Univ. Gregoriana, Rom 1962; Ausgabe in 2 Bänden Mainz, Freiburg i. Br. 2003 (Volltext)
Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift. Früheste Christologie, Bekenntnisbildung und Schriftauslegung im Lichte von 1 Kor 15,3–5. 2., verb. Aufl., Freiburg i. Br. 1969 (Volltext)
Gegenwart des Glaubens, Mainz 1974
Jesus Christus, unsere Hoffnung. Meditationen, Freiburg i. Br. 1976
Mit der Kirche leben Joseph Ratzinger, Karl Lehmann, Herder 1977
Was heißt „ewiges Leben“? (= Antwort des Glaubens, Bd. 3), Freiburg i. Br. 1978
Ehe als Lebensentscheidung (= Antwort des Glaubens, Bd. 15), Freiburg i. Br. 1979
Geistlich handeln, Freiburg i. Br. 1982.
Neuer Mut zum Kirchesein, Freiburg i. Br. 1982
Signale der Zeit – Spuren des Heils, Freiburg i. Br. 1983
Jesus hat die Kirche gewollt (= Antwort des Glaubens, Bd. 30), Freiburg i. Br. 1983
Lehrverurteilungen – kirchentrennend? Rechtfertigung, Sakramente und Amt im Zeitalter der Reformation und heute Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg, Vandenhoeck & Ruprecht, Herder 1986.
Lehrverurteilungen – kirchentrennend? II Materialien zu den Lehrverurteilungen und zur Theologie der Rechtfertigung, Karl Lehmann, Vandenhoeck & Ruprecht, Herder 1989
Glauben bezeugen – Gesellschaft gestalten. Reflexionen und Positionen, 2 Bände, Freiburg i. Br. u. a. 1993
Es ist Zeit, an Gott zu denken. Ein Gespräch mit Jürgen Hoeren, Freiburg i. Br. 2000
Mut zum Umdenken. Klare Positionen in schwieriger Zeit, hrsg. von Beate Hirt, Freiburg i. Br. 2002
Frei vor Gott. Glauben in öffentlicher Verantwortung, Freiburg i.Br. 2003
Mensch, Gott! Geistliche Impulse für die Advents- und Weihnachtszeit, hrsg. von Michael Kinnen, 2. Aufl. Leipzig 2005, ISBN 3-7462-1905-1
Auf dem Weg zum Leben. Geistliche Impulse für die Passions- und Osterzeit, hrsg. von Michael Kinnen, Leipzig 2005, ISBN 3-7462-1784-9
Zuversicht aus dem Glauben. Die Grundsatzreferate des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und die Predigten der Eröffnungsgottesdienste, Freiburg i.Br.: Herder, 2006
Von der besonderen Kunst, glücklich zu sein, Freiburg i.Br. Herder, 2006
Mut zum Dialog. Orientierung für unsere Zeit, hrsg. von Michael Kinnen, Freiburg i.Br. Herder, 2008
Weltreligionen: Verstehen, Verständigung, Verantwortung / hrsg. von Karl Kardinal Lehmann. Frankfurt am Main: Verlag der Weltreligionen, 2009, ISBN 978-3-458-71025-7
Paulus, Lehrer der Kirche / Karl Lehmann - Eduard Lohse. Mainz: Bistum Mainz Publikationen, 2009 (Mainzer Perspektiven : Orientierungen. 7), ISBN 978-3-934450-41-7
Das Böse. Drei Annäherungen / Ingolf U. Dalferth - Karl Lehmann - Navid Kermani.Freiburg i.Br. : Herder, 2011, ISBN 978-3-451-34057-4
Kleiner Wegbegleiter zu Gelegenheiten des Glaubens und Lebens, hrsg. zum 75. Geburtstag des Bischofs von Mainz von Barbara Nichtweiß. Mainz: Publikationen Bistum Mainz, 2011, 192 S., ISBN 978-3-934450-48-6