Eine theologische Relecture narrativer Texte Werner Bergengruens unter besonderer Berücksichtigung ihrer geschichtstheologischen Möglichkeiten und Grenzen. Von Ulrich T. Hoppe. - 2007, 336 Seiten, kartoniert, 38 EUR, ISBN-10: 3-402-03969-9, EAN: 9783402039694.
Viele Buchtitel Werner Bergengruens (1882-1964) standen bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts auf den Leselisten der Schulen. Manche seiner Werke, wie "Der Großtyrann und das Gericht" wurden Bestseller. Warum aber werden heute Texte Bergengruens nicht mehr in der Weise gelesen wie Werke seiner Zeitgenossen Thomas Mann oder Bert Brecht? Manche sehen darin das Resultat einer Ideologisierung des Literaturbetriebes in den späten 60er Jahren, der viele der sogenannten christlichen Dichter zum Opfer gefallen seien. Ulrich T.G. Hoppe versucht dieser Frage nicht aus dem Blickwinkel des Literaturbetriebes, sondern als Theologe nachzugehen. In Hoppes detaillierter Auseinandersetzung mit Prosawerken Bergengruens, die er zuvor systematisch begründet, wird deutlich, daß es dem Dichter immer wieder um eine genuin theologische Frage geht: Wer oder was lenkt die Geschichte des menschlichen Individuums? Eine dunkle und gleichsam numinose Macht des Schicksals oder die befreiende Vorsehung Gottes? Dabei bedient sich Bergengruen immer wieder einer spezifisch ontologisch ausgerichteten Geschichts- und Schöpfungstheologie, die entweder der Gefahr eines Dualismus zwischen Gott und Teufel oder der Determination des Menschen durch Gott ausgesetzt ist. Ohne die Dignität des Autors und seines Werkes in Frage zu stellen, macht Hoppe deutlich, daß das Werk Bergengruens von einer heutigen geschichtstheologischen Diskussion "überholt" worden ist. Was bleibt ist ein wichtiges Stück christlicher Mentalitätsgeschichte und der nach wie vor notwendige Impuls, um die theologische Problematik von göttlicher Fügung und menschlicher Freiheit im Auge zu behalten.