Tagungsbericht zum Kick-Off am 26.03.2024
Am 26. März wurde im Lehrgebäude der Medizinischen Fakultät der Studiengang Spiritual Care M.A. Interessierten, potentiellen Arbeitsgebern und der medialen Öffentlichkeit vorgestellt.
Auf Grußworte von Prorektorin Ulrike Weyland und Prodekanin Christina Hoegen-Rohls folgten kurze Video-Einspieler mit Dozierenden, Studierenden, Kooperationspartnern und künftigen Anstellungsträgern sowie eine Podiumsdiskussion (mit dem Referenten für Seelsorge im Kirchenamt der EKD Andreas Jensen, dem Studiendekan der Medizinischen Fakultät Bernhard Marschall, der Prodekanin für Studienorganisation und Studienplanung unserer Fakultät Christina Hoegen-Rohls, dem Werkmeister des Johanniterordens Joachim Belz, dem Leiter des Career-Service Jan Knauer und dem Studiengangsverantwortlichen Traugott Roser). Die Moderation hatte Herr Norbert Robers (Stabstelle Kommunikation und Öffentlichkeit der Universität Münster) übernommen.
Die Veranstaltung dauerte 90 Minuten. An der Veranstaltung nahmen ca. 90 Personen teil (60 Präsenz, 30 online). Die Aufzeichnung der Veranstaltung und die Kurzvideos werden in Kürze auf der Homepage des Studiengangs veröffentlicht. Die mediale Resonanz war ausgesprochen positiv (KNA, Rheinische Post, Domradio). Das Nachrichtenportal „zdfheute“ berichtete darüber, auf dem Instagram-Account wurde die Nachricht über 20.500-mal „geliked“ - in den Kommentaren entspann sich eine intensive und teils kontroverse Diskussion unter über 300 Personen.
Ein herzlicher Dank gilt dem Team, das die Veranstaltung vorbereitet hat (Dekanat, Studienberatung, Lehrstuhl sowie Kooperationspartner:innen an der med. Fakultät und Rektorat).
Neues Abkommen zwischen der Protestantischen Toba-Batak Kirche (Indonesien) und dem Fachbereich 01
Am 28. Februar besuchte der Ephorus (Bischof) der Protestantischen Toba-Batak Kirche in Indonesien, Dr. Robin Butarbutar, zusammen mit seiner Ehefrau, Sri Simatupang, die Evangelisch-Theologische Fakultät. Er wurde von Dekan Prof. Dr. Arnulf von Scheliha und vom Internationalisierungsbeauftragten der Fakultät, Prof. Dr. Hans-Peter Großhans, empfangen. Im Mittelpunkt der Begegnung, an der auch Prof. Dr. Reinhard Achenbach und Prof. Dr. Simone Sinn teilnahmen, stand der Abschluss eines Abkommens zwischen der Protestantischen Toba-Batak Kirche und der Evangelisch-Theologischen Fakultät über die Entsendung von Doktorandinnen und Doktoranden aus Indonesien zum vollen Promotionsstudium nach Münster (bis zu 5 Studierende jährlich) und weiterer Lehr- und Studienaustauschmaßnahmen. Ephorus Dr. Butarbutar betonte die Wichtigkeit dieses Abkommens für die zukünftige theologische Entwicklung seiner Kirche und ihrer verschiedenen Ausbildungseinrichtungen, für die exzellent akademisch qualifizierte Theologinnen und Theologen nötig sind. Die Evangelisch-Theologische Fakultät in Münster sieht er optimale Bedingungen für dieses Ausbildungsinteresse seiner Kirche gegeben.
Dekan Prof. Dr. von Scheliha zeigte sich hoch erfreut über dieses starke Kooperationsinteresse in Indonesien mit seiner Fakultät und betonte das große Interesse auch der Münsteraner Fakultät an dieser Kooperation. Geplant ist, dass möglichst noch in diesem Jahr 2024 die ersten Doktorandinnen und Doktoranden aus Indonesien nach Münster kommen.
NACHRUF ZUM TOD VON EHRENDOKTOR JAN ASSMANN
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster trauert um ihren Ehrendoktor Jan Assmann, der am 19. Februar 2024 verstorben ist.
Von dem Ägyptologen, Religions- und Kulturwissenschaftler Jan Assmann sind zahlreiche wichtige Impulse für die theologische Wissenschaft ausgegangen. Dies gilt für seine Arbeiten zum Verständnis des Konzepts der Maat als eines der grundlegenden altägyptischen Weltordnungskonzepte (Ma’at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, 1990), für die gemeinsam mit seiner Ehefrau Aleida Assmann entwickelte Theorie des kulturellen Gedächtnisses und die sich daraus ergebende Bearbeitung der Schrift- und Erinnerungskultur (Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, 1992), sowie für seine kritische Deutung der Entstehung des israelitischen Monotheismus und der daraus resultierenden Generierung eines absoluten Wahrheitsbegriffs als Gegenbewegung gegen das plurale Nebeneinander antiker Pantheon-Vorstellungen (Monotheismus und Kosmotheismus, 1993; Die Mosaische Unterscheidung oder Der Preis des Monotheismus, 2003). Jan Assmanns Forschungen haben nicht nur intensive Diskussionen über die historischen Hintergründe der Entstehung und Bedeutung des Alten Testaments ausgelöst, sondern auch die Forschung in allen theologischen Fächern beflügelt.
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster verlieh Jan Assmann im Jahre 1998 die theologische Ehrendoktorwürde. Sie gedenkt dieser besonderen Forscherpersönlichkeit in tiefer Dankbarkeit und großem Respekt.
Prof. Dr. Arnulf von Scheliha (Dekan)
Jan Assmann zu "Die Totale Religion"
Jan Assmann zu "Nationalismen und Religion verschmelzen in autoritären Regimen"
Jan Assmann zu "Religion und Kultur"
Bericht zum Treffen der Societas mediaevistica theologorum evangelicorum
"Vom 16. bis 17. Februar 2024 fand an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster die Tagung der Societas mediaevistica theologorum evangelicorum statt. Aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz kamen gut 20 protestantische Kirchenhistoriker:innen zusammen, die das Interesse an der Erforschung des Mittelalters verbindet. Dieser Kreis wurde 1996 von Kurt-Victor Selge initiiert - seitdem finden jährliche Zusammenkünfte statt, auf denen aktuelle Forschungen auch von Nachwuchswissenschaftler:innen präsentiert werden.
Eröffnet wurde die Tagung mit einem Beitrag von Dr. Jan Reitzner, Tübingen, über die Bedeutung der Verba Seniorum für die Reform des Mönchtums anhand von Beispielen aus dem 6. bis 12. Warum mit dem 12. Jahrhundert auch die Rede von einer „Renaissance“ verbunden ist, machte Dr. Carmen Cvetkovic, Göttingen, mit ihrem englischsprachigen Beitrag zur Theologie Wilhelms von Thierry, thematisch fokussiert auf die „Visio Dei“, implizit deutlich. Prof. Dr. Jonathan Reinert, Reutlingen, stellte Überlegungen an, inwiefern Bonaventura als „Frömmigkeitstheologe“ verstanden werden kann und übertrug damit einen etablierten Begriff zur Kategorisierung einer spätmittelalterlichen Ausprägung von Theologie auf das 13. Jahrhundert.
Anschließend war Raum für die Vorstellung von Dissertationsprojekten: Es referierten Konstantin Wendel, Göttingen („Die Kirchenunion von Lyon 1274“) und Anna Lerch, Bern („Selbstzeugnisse von Nonnen und Mönchen während der frühen Reformation“), aus gesundheitlichen Gründen verhindert war Bahne Schmidt, Rostock („Emotionsgeschichtliche Erkundungen im ,Liber vitae meritorum‘ der Hildegard von Bingen“). Die Diskussionen wurden bei einem gemütlichen Abendessen fortgesetzt.
Am Samstagvormittag standen zunächst Münsteraner „Realien“ im Vordergrund. Mit dem Schwerpunkt Mittelalter fand eine Führung durch die Lambertikirche und den Dom statt. Die anschließenden Vorträge setzten dann im Spätmittelalter ein: Dr. Andreas Zecherle, Leipzig, referierte über das Bittgebet beim Mystiker Johannes Tauler. Prof. Dr. Ulrike Treusch, Gießen, spannte mit ihrem Vortrag über die Deutung der Perikope Maria und Martha (Lk 10) den Bogen vom Mittelalter zur frühen Reformation.
Das nächste Treffen der Societas wird 2025 in Basel stattfinden.
Interessenten wenden sich bitte an Prof. Dr. Ingo Klitzsch
Bericht zum Book Launch "Gottes Werk und Fleisches Lust. Tierethische Erörterungen aus evangelisch-theologischer Sicht"
Bericht: Research Cloud „Digital Humanities“ „Exegese auf die Kanzel bringen... und dabei dem Volk aufs Maul schauen. Exegese für die Predigt (EfP) als digitale Wissenschaftskommunikation“ am 23.01.2024
Vortrag von Frau Dr. Rospita Deliana Siahaan am 08.12.2023
Zum Gedenken an Martin Rese
Am Montag, den 3. Juli 2023 ist unser Kollege, Universitätsprofessor a.D. Dr. theol. Martin Rese, wenige Wochen nach seinem 88. Geburtstag verstorben. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Kindern und seiner weiteren Familie.
Martin Rese wurde am 31. Mai 1935 in Rimbeck, im Kreis Warburg, geboren. Er studierte evangelische Theologie in Bethel, Heidelberg, Bonn und Edinburgh und legte 1959 und 1962 die Erste und Zweite Theologische Prüfung ab. 1966 wurde er – Doktoranden-Stipendiat der Fritz Thyssen Stiftung – unter der Betreuung von Philipp Vielhauer in Bonn mit der im Jahr zuvor eingereichten Arbeit: „Alttestamentliche Motive in der Christologie des Lukas“ promoviert. Die Dissertation wurde 1969 als Band 1 der von Günter Klein, Willi Marxsen und Wolfgang Schrage neu gegründeten Reihe: „Studien zum Neuen Testament“ beim Verlagshaus Gerd Mohn veröffentlicht. Die Thematik war für die weiteren Arbeiten Martin Reses in vieler Hinsicht wegweisend, wie etwa die späteren Aufsätze: „Zur Problematik von Kurz- und Langtext in Luk. xxii.17ff.“ (1975) oder „Die Aussagen über Jesu Tod und Auferstehung in der Apostelgeschichte – ältestes Kerygma oder lukanische Theologumena?“ (1984) zeigen.
Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent in Kiel kam Martin Rese in ebendieser Funktion nach Münster und habilitierte sich hier 1971 mit einer Arbeit zum lukanischen Passionsbericht. Die Habilitationsschrift trägt den Titel: „Die ‚Stunde‘ Jesu in Jerusalem (Lukas 22,1-53). Eine Untersuchung zur literarischen und theologischen Eigenart des lukanischen Passionsberichts“. An der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität wurde Martin Rese 1974 zum Dozenten ernannt und lehrte dann – nach einer Lehrstuhlvertretung an der Universität Göttingen – ab 1980 in Münster als Professor für Neues Testament. Von 1984 bis 1985 war er Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät. Im Jahre 2000 trat Martin Rese in den Ruhestand.
Martin Rese konnte auf eine lange und breit gefächerte Forschungs- und Lehrtätigkeit in Münster zurückblicken. Als Dozent war er in jenen Jahren tätig, als die neutestamentlichen Proseminare noch über 90 Teilnehmer und Teilnehmerinnen füllten und geteilt werden mussten. Martin Reses Forschungsarbeiten waren vor allem auf das lukanische Doppelwerk gerichtet, doch galt sein Interesse daneben den johanneischen Schriften, der paulinischen Theologie, den sog. Katholischen Briefen oder auch Methodenfragen neutestamentlicher Exegese. Für die Bandbreite seiner exegetisch-theologischen Interessen stehen hier beispielhaft seine Aufsätze zum „Selbstzeugnis des Johannesevangeliums über seinen Verfasser“ (1996), „Käsemanns Johannesdeutung. Ihre Vor- und Nachgeschichte“ (2006), zu „Harnack und Overbeck über die Entstehung des Kanons des Neuen Testaments. Ein leider vergessener Streit aus dem vorletzten Jahrhundert“ (2003) oder zum Problem der „Intertextualität“ (1997). Martin Rese war ein exzellenter Kenner der Auslegungsgeschichte, besonders des 19. Jahrhunderts, und galt als scharfsinniger Rezensent. Er verfolgte die Forschungsfragen und -diskussionen des Fachs bis ins hohe Alter, ja bis zuletzt.
Früh und andauernd beschäftigte sich Martin Rese vom Neuen Testament her mit dem antiken Judentum („Überprüfung einiger Thesen von Joachim Jeremias zum Thema des Gottesknechtes im Judentum“, 1963) und speziell mit dem Thema „Kirche und Israel“ und der Frage eines christlichen Antijudaismus. Zusammen mit Jan Lambrecht leitete er von 1983 bis 1986 die Seminargruppe: „Paulus und Israel“ der Studiorum Novi Testamenti Societas (SNTS). In Verbindung mit Martin Reses Arbeit an und in diesem Forschungsproblemfeld entstanden u.a. seine Aufsätze zu „Der eine und einzige Gott Israels bei Paulus“ (1994), der „Rolle Israels im apokalyptischen Denken des Paulus“ (1980) und zu „Church and Israel in the Deuteropauline Letters“ (1990).
In der Lehre und bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der er sich über den Eintritt in seinen Ruhestand widmete, sah es Martin Rese als seine Aufgabe an, die Studierenden zu eigenständigem, kritischem Denken anzuleiten. Er war dabei äußert beliebt und erfolgreich. Noch vor wenigen Jahren war er bereit, als Gastreferent in einem neutestamentlichen Hauptseminar provokante Thesen zur Echtheit der Paulusbriefe zu diskutieren. Wenige Tage vor seinem Tod nahm er am Münsteraner „Forschungskolloquium Neues Testament und Antikes Judentum“, das digital tagte, als reger Diskutant teil.
Die Evangelisch-Theologische Fakultät verliert mit Martin Rese einen international vernetzten, in Forschung und Lehre erfahrenen Kollegen, der, obgleich in der Sache streitbar, persönlich bescheiden war. Der Verlust schmerzt. Wir werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Prof. Dr. Arnulf von Scheliha Prof. Dr. Eve-Marie Becker
Dekan Direktorin des Neutestamentlichen Seminars
Münsteraner Theologie verbessert sich stark im internationalen Ranking
In dem QS World University Ranking by Subject 2023 wird die Universität Münster im Fach “Theology, Divinity and Religious Studies” im globalen Vergleich auf Platz 23 geführt. Damit ist der Theologie- und Religionsforschungsstandort Münster von Platz 43 im Jahr 2022 um 20 Plätze nach vorne gerückt. In den Jahren 2020 und 2021 wurde Münster im Bereich 51 – 100 geführt.
Europaweit steht die Theologie und Religionsforschung an der Universität Münster in dem QS Ranking damit auf Platz 11 und in Deutschland auf Platz 3.
Das QS Ranking verwendet fünf Indikatoren: die akademische Reputation des Standorts (die in einer globalen Befragung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erhoben wird), die Reputation auf dem Arbeitsmarkt (erhoben durch eine globale Umfrage unter Arbeitgebern); die Zahl der Zitationen (nach Elsevier Scopus); die Produktivität und den Impakt; das internationale Forschungsnetzwerk.
Prof. Dr. Zhixiong Li zu Gast am Seminar für Systematische Theologie
Zum Gedenken an Karl-Friedrich Pohlmann
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster trauert um den Universitätsprofessor i.R. für Altes Testament Prof. Dr. Karl-Friedrich Pohlmann, der am 14. Februar 2023 im Alter von 82 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben ist. Er wurde am 12. Januar 1941 in der nordhessischen Kreisstadt Korbach geboren. Nach dem Abitur 1961 studierte er von 1961 bis 1965 Evangelische Theologie an der Universität Marburg sowie Semitistik bei Otto Rössler und setzte seine wissenschaftliche Arbeit nach dem Ersten Theologischen Examen als wissenschaftlicher Mitarbeiter des namhaften Alttestamentlers Otto Kaiser fort. 1969 wurde er promoviert mit einer Dissertation über „Studien zum dritten Esra. Ein Beitrag zur Frage nach dem ursprünglichen Schluss des chronistischen Geschichtswerkes“ (veröffentl. Göttingen, 1970). Die Arbeit beleuchtete die komplexen Traditionsprozesse des jüdischen Schrifttums zwischen hebräischer Tradition und der im 3./2. Jh. v. Chr. entstehenden neuen griechisch-hellenistischen jüdischen Literatur. Gefördert durch ein Habilitations-Stipendium der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft begann er 1971 seine Untersuchungen zur Redaktionsgeschichte des Jeremiabuches, die Habilitation erfolgte im Wintersemester 1976/77. In den „Studien zum Jeremiabuch“ (Göttingen, 1978) entwickelte er seine Analyse einer an den Geschicken der frühen Generation der durch die Babylonier deportierten Israeliten orientierten Redaktion des Buches.
Von 1976 bis 1981 war Pohlmann als Pfarrer der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in der Kirchengemeinde von Großseelheim bei Kirchhain tätig. 1981 wurde er zum Professor für Altes Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Münster berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 2006 lehrte. Nach einer Reihe von weiteren Untersuchungen zum Jeremiabuch („Die Ferne Gottes – Studien zum Jeremiabuch“, 1989) wandte er sich dem textgeschichtlich nicht minder komplizierten Ezechielbuch zu und wies nach, dass es das Ergebnis von mehreren aufeinanderfolgenden schriftgelehrten Editionsvorgängen war, unter denen auch hier eine Reihe von Texten ein besonderes Interesse am Geschick der ersten Gola (597 v. Chr., vor der Zerstörung Jerusalems 587) widerspiegeln. Davon zu unterscheiden waren wiederum spätere Texte, die sich an die im 5. Jh. v. Chr. greifbar werdende Gruppe der im Perserreich verstreut lebenden Diaspora Israels richteten. Diese Beobachtungen entfaltete Pohlmann in seinen „Ezechielstudien“ (1992) und einem umfänglichen Kommentar zum Ezechielbuch (ATD 22, 1996, 2001) und löste damit eine neue produktive Phase in der alttestamentlichen Exegese der Prophetenbücher aus, die er in einem ausführlichen Forschungsbericht („Ezechiel. Der Stand der theologischen Diskussion“, 2008) dokumentierte. Angeregt durch die neueren Entwicklungen des Diskurses um Religion und Politik und die Einrichtung eines Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster wandte sich Pohlmann nach seiner Emeritierung der Exegese des Korans zu und wies in zwei grundlegenden Arbeiten nach, dass die Methode der historisch-kritischen Exegese, wie sie in den Bibelwissenschaften entwickelt wurde, auch produktiv und gewinnbringend auf die Analyse der heiligen Schriften des Islam anwendbar ist. Sowohl sein Buch über „Die Entstehung des Korans. Neue Erkenntnisse aus Sicht der historisch-kritischen Bibelwissenschaft“ (2012) als auch seine Studie zu „Militanz und Antimilitanz im Koran. Historisch-kritische Untersuchungen zur Koranexegese und zu den Ursprüngen des militanten Islam“ (2018) bilden so eine wichtige Anregung für den interdisziplinären Austausch zwischen der Islamischen Theologie und den Bibelwissenschaften.
Als akademischer Lehrer beeindruckte Pohlmann die Studierenden durch seine philologische Beobachtungsgabe und seine historische Genauigkeit bei der exegetischen und theologischen Erschließung der biblischen Texte. Um seine Schülerinnen und Schüler und deren Fortschreiten in der eigenen wissenschaftlichen Arbeit kümmerte er sich mit besonderem Einsatz. Als Kollege zeichnete er sich durch seine unprätentiöse, liebenswürdige Art aus, der stets vor allem an der Sache der Theologie interessiert war. Der Fakultät, der evangelischen Universitätskirchengemeinde und ihrem Posaunenchor blieb er auch nach der Emeritierung treu verbunden. Wer sich darüber hinaus zu seinen Freunden zählen durfte, konnte sich glücklich schätzen: mit großer Hilfsbereitschaft und mit ausgewogenem Rat hat er ihnen immer seine Verbundenheit erwiesen. Wer ihn traf, war
beeindruckt von seiner Belesenheit und seinen Reiseerfahrungen; seine Liebe zur Natur war
ansteckend. Die Fakultät trauert um einen Wissenschaftler, der sich namhafte, bleibende Verdienste um die Exegese und Theologie des Alten Testaments erworben hat. Und wir trauern mit seiner Familie um einen warmherzigen Menschen, dessen Stimme wir vermissen werden.
Münster (Westf.) im Februar 2023
Prof. Dr. Arnulf von Scheliha Prof. Dr. Reinhard Achenbach
Dekan des Fachbereichs Direktor des Alttestamentlichen Seminars
Prof. Dr. Thilo Alexander Rudnig
für die akademischen Schüler
Zum Tod von Prof. Dr. Günther Schulz: Nachruf der Evangelisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster trauert um den Universitätsprofessor i.R. Prof. Dr. Günther Schulz, der am 30. Oktober 2022 im Alter von 86 Jahren verstorben ist.
Geboren 01.03.1936 in Lonke, Kreis Mogilno (Polen, Kirchenprovinz Posen der Evangelischen Kirche der Union) besuchte er nach Vertreibung und Flucht seiner Familie die Landesheimoberschule Schulpforta. Nach dem Abitur 1953 studierte er bis 1957 Slawistik (Russistik und Polonistik) an der Universität Halle und legte hier das Staatsexamen ab.
Nach einer kurzen Tätigkeit an der Leibniz-Oberschule in Leipzig stellte er fest, dass er als Christ keine Möglichkeit sah, auf Dauer im sozialistischen System der DDR als Lehrer im Schuldienst zu arbeiten. So studierte er von 1958 bis 1963 Theologie am Katechetischen Oberseminar der Kirchlichen Hochschule Naumburg. Hier legte er im Jahre 1963 das 1. Theologisches Examen ab, dem im Jahre 1966 das 2. Theologische Examen und die Ordination zum Pfarrer der Kirchenprovinz Sachsen folgten. Von 1964 bis 1970 wirkte er als Assistent am Katechetischen Oberseminar bei Fairy von Lilienfeld und Wolfgang Ullmann. Nach der im Jahre 1970 erfolgten Promotion an der Universität Greifswald zum Dr. theol. mit einer nach ihrer Veröffentlichung im Jahre 1980 viel beachteten Studie zur „theologiegeschichtlichen Stellung des Starzen Artemji innerhalb der Bewegung der Besitzlosen im Rußland der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts“ war er bis 1992 zunächst als Dozent, dann als Professor für allgemeine, speziell für osteuropäische Kirchengeschichte in Naumburg tätig.
In dieser Zeit begründete Günther Schulz seinen Ruf als anregender akademischer Lehrer und als einer der besten Kenner der Russisch-Orthodoxen Kirche. So nahm er in den Jahren 1974-1990 maßgeblich an den sieben Sagorsker Gesprächen zwischen dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR und der Russischen Orthodoxen Kirchen teil und wirkte intensiv als Mittler zwischen den Kirchen des Westens und des Ostens.
Seit seiner Berufung zum Professor für Kirchengeschichte und Leiter des Ostkirchen-Instituts der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster 1992 entfaltete er auch an unserer Fakultät eine reiche und fruchtbare Lehr- und Forschungstätigkeit.
Einer seiner Forschungsschwerpunkte blieb die Orthodoxe Russische Kirche (ORK), und hier besonders die Untersuchung des nahezu unerforschten russisch-orthodoxen Reformkonzils von 1917/18, zu dem er neun Studienaufenthalte in den russischen Staatsarchiven, RGIA in St. Petersburg und GARF in Moskau, sowie in Zentralen Bibliotheken, vor allem der Leninbibliothek in Moskau, unternahm.
Für seine Forschungen über die bolschewistische Kirchenpolitik der Jahre 1922-1925 und das Landeskonzil der Orthodoxen Kirche in Russland 1917/18 konnte er auf erhebliche Drittmittel zurückgreifen, die er bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Volkswagenstiftung eingeworben hatte. Seine wissenschaftliche Arbeit setzte er auch nach seiner Pensionierung im Jahre 2001 unermüdlich fort.
Durch sein Buch „Das Landeskonzil der Orthodoxen Kirche in Russland 1917/18“ aus dem Jahr 1995, die Edition der russischen „Übersichten der Konzilssitzungen“ unter seiner Leitung in drei Bänden, Moskau 2000-2002, und einen deutschen Band mit „ausgewählten Dokumenten“ und historischen Untersuchungen zum Landeskonzil 1917/18 leitete Günther Schulz die kirchen- und forschungsgeschichtliche Renaissance dieser lange vernachlässigten und dennoch für die russisch-orthodoxe Kirche epochale Synode ein. Daneben waren es die Wüstenväter und -mütter des 3./4.Jh., um deren geistliches Erbe er sich zusammen mit Jürgen Ziemer intensiv bemühte.
Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit war Günther Schulz Zeit seines Lebens vielfältig ehrenamtlich im kirchlichen Kontext tätig. So war er Mitglied des Orthodoxen Ausschusses der EKU (1966-1990), den er auch von 1976-1990 zusammen mit Hans-Dieter Döpmann leitete, sowie Mitglied des Orthodoxen Ausschusses der EKD (1990-2005), der Societas Oecumenica (1990-2001), der er von1992-1994 vorstand, sowie der Evangelischen Forschungsakademie Hannover (2005-2011). Außerdem leitete er den um die Theologie der ORK bemühten Melanchthonarbeitskreis (1966-1986) und nahm an den Arnoldshainer Gesprächen zwischen der EKD und der OKR (1992-1996) teil.
Günther Schulz war ein „Ökumeniker aus Passion“ und verstand sich als Brückenbauer zwischen den Kirchen des Ostens und des Westens. Er war ein liebenswerter und immer höflicher, korrekt und bescheiden auftretender Kollege, ein Mann der Kirche und der Wissenschaft, der allen, die ihn kannten, tiefen Respekt abnötigte. Die älteren Mitglieder der Fakultät, die ihn noch persönlich kannten, erinnern sich dankbar an ihn. Die gesamte Fakultät wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
Münster (Westf.) im November 2022
Prof. Dr. Arnulf von Scheliha
Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät
Prof. Dr. Holger Strutwolf
Direktor des Seminars für Kirchengeschichte
Workshop: Migration in Ancient Antioch and Modern Europe (30.09.22)
Swami Medhananda (Mysore) zu Gast an der Evangelisch-Theologischen Fakultät
Prof. Kondasinghe Jesurathnam (UTC Bangalore) zu Gast an der Evangelisch-Theologischen Fakultät
Prof. Guy Stroumsa (Jerusalem/Oxford) zu Gast an der Evangelisch-theologischen Fakultät
Kolloquium zum 85. Geburtstag von Universitätsprofessorin a.D. Dr. Barbara Aland
WWU mit den Fächern „Theologie und Religionswissenschaften“ unter den TOP 10 in Deutschland
Im aktuellen „QS World University Ranking by Subject 2022“ erzielt die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster gute Platzierungen – unterschieden wird dabei nach Fächergruppen und einzelnen Fächern. Die WWU wurde in vier Fächergruppen gerankt und erreichte in 25 Fächern eine Platzierung. Beste Fächergruppe der WWU ist die „Kunst und Geisteswissenschaften“ auf Rang 208 weltweit.
Den ganzen Bericht zum Ranking finden Sie hier.
Dr. Pantelis Kalaitzidis (Griechenland) ist zu Gast am Institut für Ökumenische Theologie bei Prof. Großhans
Nachruf Prof. Dr. Diethard Aschoff (1937-2021)
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität trauert um Professor Dr. Diethard Aschoff, der am 6. Dezember 2021 verstarb.
Nachruf
Prof. Dr. Nam Kyu Lee (Südkorea) ist zu Gast am Institut für Ökumenische Theologie bei Prof. Großhans
Ausschreibung des Theologischen Studienjahrs Jerusalem 2022-2023
Programmziel
Ziel des Programms ist, Studierenden der evangelischen und katholischen Theologie am Studienort Jerusalem ein vertieftes Studium der Exegese des Alten und Neuen Testaments und eine intensive Beschäftigung mit Judentum und Islam und mit der christlichen Ökumene zu ermöglichen.
Wer kann sich bewerben?
Bewerben können sich:
- deutsche Studierende der evangelischen wie katholischen Theologie
- Studierende für das Lehramt kath./ev. Religionslehre (Sek. II)
- sowie Studierende der einschlägigen BA-/MA-Studiengänge mit Schwerpunktsetzung kath./ev. Theologie
Informationen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren finden Sie hier.
Studienabschlussfeier
British Academy zeichnet Rainer Albertz mit Burkitt-Medaille aus
European Academy of Religion
*NEU* Zertifikatsstudiengang Digital Humanities
Das neue Zertifikatsstudium Digital Humanities führt ab Wintersemester 21/22 in die digitale Geisteswissenschaft ein. Es werden IT-Kompetenzen (Modul 1) erlernt und mit spezifischen Fragestellungen der Geisteswissenschaften (Modul 2) verbunden. In einem Praxismodul (3) können Studierende ein selbstgewähltes Forschungsthema umsetzen. Der Studiengang steht Studierenden der Fachbereiche 01, 02, 08, 09 und 10 der WWU Münster offen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Nachruf Prof. D. Dr. Martin Brecht D.D. (1932–2021)
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität trauert um Professor Dr. Martin Brecht, der am 23. Juli 2021 in Münster verstarb.
Nachruf
Ein gemeinsamer Campus der Theologien - Erster Spatenstisch für den Hüffer-Campus
Prof. Traugott Roser spricht beim zentralen Auftakt zur Eröffnung der ökumenischen Woche für das Leben 2021
Studienaufenthalt in Israel mit Erasmus
Forscher erschließen Vorlesungen von Friedrich Schleiermacher
Nachruf Prof. Dr. Konrad Hammann
Forschungsinfrastruktur RESILIENCE bewirbt sich um Aufnahme auf die ESFRI Roadmap
Ringvorlesung (SoSe 2020): Religion und Lebenswelt
All You Need is Love! Freundschaft! Liebe! Leidenschaft!
"Zwei weitere Perlen an der Kette münsterscher Museen"
Gössmann-Preis-2019 am Tag der Menschenrechte an Privatdozentin Plonz vom FB 1 an der WWU überreicht
Antrittsvorlesung Prof. Dr. Eve-Marie Becker
Am 27. Juni 2019 hielt Professorin Dr. Eve-Marie Becker im Schloss ihre Antrittsvorlesung an der WWU Münster zum Thema: "Der homo occupatus - im Spiegel des Neuen Testaments".