Arzneipflanze des Jahres 2016

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Abb.1: Kümmelfrüchte
© IPBP - Lars Krüger

Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg hat für das Jahr 2016 mit dem Echten Kümmel (Carum carvi L.) eine der ältesten und bekanntesten Arznei– und Gewürzpflanzen zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.

Bereits vor gut 5000 Jahren wurde der Kümmel von den Menschen verwendet, das belegen Funde bei Ausgrabungen von Pfahlbauten, die sich auf ca. 3000 v. Chr. zurückdatieren lassen.

In seiner „Materia medica“ schrieb Dioscurides im 1. Jahrhundert n. Chr. über den Echten Kümmel, dass er einen „süßen, lieblichen Atem“ bereitet, und weiter, dass der Kümmel dem Magen hilft und dem Darm gut tut.

In der wichtigsten Arzneimittellehre des Mittelalters, dem'Circa instans', auch 'De simplicibus medicinis', aus der berühmten Medizinschule von Salerno, heißt es:

„Das Kümmelpulver, in Speisen gereicht, stärkt die Verdauungskraft und löst Windblähung auf. In Saucen angesetzt, regt es die Esslust an." Auch Hildegard von Bingen empfiehlt den Kümmel bei schwerverdaulichen Speisen, wie altem, hartem Käse.

[Zitat aus: http://www.klostermedizin.de/index.php/heilpflanzen/arzneipflanze-des-jahres]

Seine Verwendung in der Küche lässt sich allerdings erst wesentlich später nachweisen, und zwar durch ein Kochbuch mit dem Titel „De re coquinaria“, das vermutlich im 3. Jahrhundert entstand. Als Name des Verfassers ist Caelius Apicius überliefert, allerdings gab es zu jener Zeit einige Feinschmecker, die den Beinamen Apicius trugen. Keinem lässt sich das genannte Kochbuch persönlich zuschreiben, sondern man geht eher davon aus, „dass es sich um eine über einen langen Zeitraum hin immer wieder erweiterte und ergänzte Sammlung von Rezepten handelt“

[Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/De re coquinaria]

Pharmazeutisch werden die reifen Früchte des Echten Kümmels genutzt (Abb.1). Sie enthalten 3–7 % ätherisches Öl. Hauptbestandteil im ÄÖl und geruchsbestimmend ist dabei das (S)-(+)-Carvon (mit z.T. mehr als 50% ). Weiterhin findet man im ÄÖl das (R)-(+)-Limonen (bis zu 45%) und andere Monterpene (α- und β-Pinen, Sabinen, 3-Caren, Isomere des Dihydrocarvons, Dihydrocarveols und Carveols u.a.). Weitere Inhaltsstoffe sind fettes Öl (10-18%), Proteine (ca. 20%), Kohlenhydrate (ca. 20%),  Phenolcarbonsäuren, sowie (in sehr geringen Mengen) Flavonoide und Hydroxy- und Furanocumarine.

[aus: Max Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, WVG Stuttgart]

Kümmel bzw. das Kümmelöl wirkt krampflösend und blähungshemmend, und wird deswegen bei Verdauungsstörungen mit Blähungen und Völlegefühl eingesetzt, aber auch bei leichten Krämpfen im Magen-, Darm - und Gallenbereich und bei nervösen Herz-Magen-Beschwerden.

Für Kümmelöl wurden außerdem antimikrobielle Eigenschaften nachgewiesen, es ist daher z.B. Bestandteil in Mundwasser und Zahnpasten. Im Darm wirkt es selektiv auf das Wachstum pathogener Keime, ohne dabei die gewünschte Darmflora zu beeinträchtigen.

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Abb. 2: Blütenstand

Der Echte Kümmel (Carum carvi L.) stammt ursprünglich aus Vorderasien und dem Mittelmeerraum, sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich heute aber bis nach Europa und Sibirien. Er wächst auf Wiesen und an Wegrändern und ist im Tiroler Teil der Allgäuer Alpen, am Luxenacher Sattel, bis auf eine Höhe von über 2000 m vor.

Kümmel gehört zu den zweijährigen Pflanzen, d.h. im ersten Jahr wächst zunächst eine Blattrosette heran, um dann im zweiten Jahr zu blühen. Die Wurzel ist rübenartig verdickt, die länglichen Laubblätter sind zwei– bis dreifach gefiedert, bei den Fiedern 2. Ordnung sind die untersten Paare kreuzweise gestellt. Die oberen Stängelblätter besitzen eine Blattscheide mit nebenblattartigen Fiederpaaren.

Übrigens, die Blätter des Echten Kümmels finden auch in der Küche ihre Verwendung, ihr Geschmack erinnert an den von Petersilien und Dill.

Der Stängel ist kahl, sparrig verzweigt und wird 30–80 cm, unter sehr guten Bedingungen sogar bis zu 120 cm, hoch. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli, der Blütenstand (Abb. 2) ist eine Doppeldolde, mit 8 – 16 Strahlen. Die Blüten sind weiß bis rosa. Die Blütenstände sind, blütenökölogisch gesehen, sog. „Nektar führende Scheibenblumen“, die intensiv duften. Sie sind, vom Aufbau her, „einer flachen Schüssel ähnlich, wodurch Fliegen, Käfer und andere Insekten leicht an den Nektar kommen“.

[Zitate aus „Grundkurs Pflanzenbestimmung“ von Rita Lüders, 2. Auflage 2005, Verlag Quelle und Meyer]
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Abb. 3: Früchte zur "Samenreife"

Die Zeit der Samenreife [Abb. 3] fällt in die Monate Juli bis August, die Früchte sind Spaltfrüchte, sog. „Doppelachänen“, denn sie zerfallen bei der Reife entlang der Fruchtblattgrenzen in zwei Einzelfrüchte.

Sie sind sichelförmig gebogen, deutlich gerippt und an den Enden spitz zulaufend. Die Hauptanbaugebiete für Kümmel liegen in Ägypten, dem gesamten Osteuropäischen Raum, sowie in den Niederlanden. In Deutschland lag die Anbaufläche für Kümmel im Jahr 2002 bei 450 ha.

Der Anbau gelingt problemlos an einem sonnigen Platz auch im eigenen Garten. Der Boden sollte nicht zu trocken und leicht kalkhaltig sein und darf mit Kompost verbessert werden. Mittlerweile gibt es sogar Auslesen vom Kümmel, die bei Aussaat im zeitigen Frühjahr bereits im ersten Jahr beerntet werden können. Ansonsten sät man Kümmel im Spätsommer aus und erntet im darauffolgenden Jahr. An zusagenden Standorten sät Kümmel sich auch selber zuverlässig aus.

Übrigens: Kümmel soll auch als Zauberpflanze verwendet worden sein! Brautleuten z.B. steckte man einige Kümmel"samen" in die Tasche, Kinder bekamen Kümmel mit in die Wiege und einer kalbenden Kuh gab man Kümmel in den ersten Trunk – alles zum Schutz gegen Behexung.

„Den Zwergen ist der Kümmel verhasst, weil er die Kraft der unsichtbar machenden Nebelkappe aufhebt. Unter ihrem Schutz stehlen sie den Bauern das Brot und um dies zu verhindern, bäckt man immer einige Kümmelsamen mit ins Brot. Gekümmeltes Brot rühren die Zwerge nicht an.“

[Zitat aus: „Zauberkräuter“ – ein Katalog der Staudengärtnerei Dieter Gaissmeyer, Illertissen]

Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Echter_K%C3%BCmmel
  • http://www.awl.ch/heilpflanzen/carum_carvi/kuemmel.htm
  • http://www.klostermedizin.de/index.php/heilpflanzen/arzneipflanze-des-jahres
  • Flora von Deutschland, Schmeil, Fitschen, 92 Auflage, 2003, Verlag Quelle und Meyer
Fotos und Text: Lars Krüger, IPBP